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SAMSTAG, DEN 22. MAI
Ich habe heute Morgen von Luke und Ben, Regisseur und Producer unserer Serie, erfahren,
dass wir Israel durchqueren und dann durch die palästinensischen Autonomiegebiete fahren
würden, um nach Jordanien zu gelangen. Ich war nicht sonderlich begeistert. Als ich meinem
Vater davon erzählte, meinte der nur, das würde er Mum gegenüber lieber nicht erwähnen,
sonst würde die sich nur wieder Sorgen machen. Wann immer Israel in den Nachrichten auf-
taucht, ist irgendwas Schlimmes passiert. Nie hört man von dort eine fröhlich-beschwingte
Boulevard-Story. So was in der Art wie: Mann züchtet die größte Melone aller Zeiten! Ir-
gendwie scheinen all die israelischen Probleme mit Religion zusammenzuhängen, und ange-
sichts der Tatsache, dass ich nicht im Mindesten religiös bin, verstehe ich die Sachlage dort
einfach nicht, und sie scheint auch zu kompliziert zu sein, als dass man sie sich mal eben so
über Nacht anlesen könnte. Also hab ich's von vornherein bleiben lassen. Aus dem gleichen
Grund hab ich auch nie Schachspielen gelernt. Das Problem mit diesen ganzen Religions-
sachen ist, dass ich einfach keinen Bezug dazu habe. Ich glaube ja, die meisten Menschen
kamen früher mit Religion in Kontakt, weil sie an einem normalen Sonntagvormittag sonst
nichts zu tun hatten. Heutzutage sind vielerorts die Läden geöffnet, da hat man natürlich
auch andere Optionen.
Steve meinte, wenn ich schon in der Gegend wäre, sollte ich unbedingt auch in Israel einen
Zwischenstopp einlegen und zumindest ein paar der vielen historisch relevanten Stätten be-
suchen. Vielleicht glaubt er, ich hätte ein gesteigertes Interesse an Geschichte. Dabei waren
es ausgerechnet er und Ricky, die in meiner alten Schule angerufen und sich zwanzig Jahre
nach meinem Abschluss nach meiner Geschichtsnote erkundigt haben. Ich hatte meine GCSE -
Ergebnisse nie eingesehen, aber sie haben herausgefunden, dass ich in Geschichte wohl nur
ein ziemlich peinliches Gerade-noch-ausreichend erreicht hatte.
Einer meiner Weisheitszähne macht Ärger. Mein Zahnarzt winkte ab und sagte nur, das
würde bei vielen Leuten passieren, wenn sie unter Strom stünden. Meine Zähne merken
scheinbar deutlich früher als ich selbst, dass ich gestresst bin. Vielleicht heißen sie ja deshalb
Weisheitszähne.
Als wir in Israel landeten, war es schon spät. Der einzige Laden, der noch offen hatte, war
ein 24-Stunden-Frühstückscafé. Ich kann derlei Einrichtungen wirklich nicht gutheißen. Sie
ermuntern die Leute ja geradezu, lange im Bett liegen zu bleiben. Frühstück sollte eine Be-
lohnung darstellen für diejenigen unter uns, die früh aufstehen müssen.
Ich bestellte Pfannkuchen und Spiegeleier.
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