DIE CHINESISCHE MAUER - Ein Idiot Unterwegs - page 121

STEPHEN: Hey, Kumpel, ich bin's, Steve. Ich hoffe, es geht dir gut. Ich wollte dir nur
schnell Bescheid sagen, dass wir was für dich organisiert haben - eines der we-
sentlichen Bestandteile der chinesischen Kultur. Etwas, was bei uns in den 70ern
auch ziemlich beliebt war. Kung-Fu! Viel Spaß dabei! Bis demnächst!
Na super.
FREITAG, DEN 30. APRIL
Auf dem Weg zur Kung-Fu-Schule noch mehr Mauer besichtigt. Mir fällt nichts mehr ein,
was ich noch dazu sagen könnte. Krish versuchte, mir das Ganze schmackhaft zu machen,
indem er noch mal betonte, dass sie so beeindruckend, weil irre lang sei. Aber die M6 ist
auch lang und sogar älter als diverse Abschnitte dieser verdammten Mauer.
Wir fuhren zu einer Shaolin-Schule, in der sie auch Kung-Fu unterrichteten. Für Kung-
Fu habe ich mich nie sonderlich interessiert und auch nicht für irgendeine andere Kampfs-
portdisziplin. Ich war immer der Ansicht, dass entsprechende Kenntnisse einfach nur jeden
Kampf unnötig verlängerten. Kung-Fu-Filme zum Beispiel dauern eine Ewigkeit. Ich wet-
te, dass die meisten kämpfenden Chinesen am Ende ihres Kampfes vergessen haben,
worum es bei ihrer Auseinandersetzung ursprünglich überhaupt ging. Es kann ja doch nur
einen Sieger geben - warum kann man die Angelegenheit dann nicht einfach zügiger re-
geln? Ähnlich wie bei diesen Leuten, die die ganze Nacht lang vögeln. Ich hatte mal solche
Nachbarn. Die haben überhaupt nicht mehr aufgehört damit. Warum nur? Erfüll doch ein-
fach deine Pflicht, und geh dann schlafen.
Als wir bei der Shaolin-Schule ankamen, waren überall Kinder, die Kung-Fu machten -
und zwar vollkommen synchron und alle im gleichen Outfit. Das war kein Vergleich zu
meinem Sportunterricht früher in der Schule, wenn man bedenkt, dass die meiste Zeit der
Schulstunde damit vertrödelt wurde, in der Fundsachenkiste zu wühlen, um eine passende
Sporthose zu finden. Niemand brachte sein eigenes Sportzeug mit. Es hatte eher was von
Shopping Queen als von einer Sportstunde.