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Geweiht wurde das Kloster dem Ordensgründer Hieronymus, dessen kirchengeschicht-
liche Bedeutung vor allem darin liegt, im Autrag von Papst Damasius I. eine verbindliche
lateinische Bibelübersetzung geschafen zu haben, die sog. Vulgata. Hieronymus, der
zwei Jahre seines Lebens im heutigen Syrien in völliger Abgeschiedenheit verbrachte,
übersiedelte im Jahr 385 nach Bethlehem, wo er mehrere Klöster leitete. In Portugal hat-
ten die Mönche des Hieronymiter-Ordens u. a. die Aufgabe, für die Seele des Königs zu
beten und den am Strand von Restelo abfahrenden Seeleuten geistlichen Beistand zu
leisten.
Das Kloster wurde infolge der Säkularisierung 1834 aufgelöst. Bis 1940 diente es als Wais-
enhaus der Casa Pia de Lisboa. Heute gilt es als das Bauwerk der portugiesischen Nation
schlechthin. Sein Symbolwert ist beträchtlich, denn hier ruhen nicht nur die Könige der
Dynastie Aviz, unter der Portugal seinen Höhepunkt an internationaler Bedeutung er-
reichte, sondern mit Luís de Camões, Alexandre Herculano und Fernando Pessoa auch
drei der wichtigsten portugiesischen Schritsteller sowie der bedeutende Seefahrer Vasco
da Gama. Seit 1983 zählt das Kloster zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Über dem großartig geschmückten Südportal an der 300 m langen Fassade ist Maria mit
dem Jesuskind dargestellt, über dem Westportal die Geburt Jesu - beides Anspielungen
auf den Namen des Klosters (Belém = Bethlehem). Außerdem sind am Westportal zwei
Figurengruppen des Bildhauers Nicolau de Chanterenne zu sehen: Die linke zeigt König
Manuel I. (kniend) mit dem hl. Hieronymus; rechts Königin Dona Maria, begleitet von Jo-
hannes dem Täufer.
Das Kirchenschif wird von zitronengelbem Licht durchflutet, welches durch eine Rosette
an der Westseite hereinfällt. Sechs reich verzierte, 25 m hohe Säulen erinnern an einen
Palmengarten. Unter der Empore stehen zwei mächtige Sarkophage. Gleich links neben
dem Eingang erkennt man das Grabmal Vasco da Gamas mit den Symbolen von Macht
und Eroberung: Weltkugel, Karavelle und Kreuzritterzeichen. Auf der anderen Seite befin-
det sich das Grabmal der schönen Künste mit Buch, Federkiel und Leier. Letzteres wurde
symbolisch zu Ehren des Dichters Luís de Camões geschafen, der dort nicht wirklich bei-
gesetzt werden konnte, da er 1580 als Opfer einer Pestepidemie seine letzte Ruhe in
einem Massengrab fand.
Der Chor entstand erst einige Jahrzehnte nach dem Kirchenschif unter der Leitung der
Architekten Diogo de Torralva und Jerónimo de Ruão als Mausoleum für das Königshaus
Aviz. Er hebt sich mit seinem farbigen Marmor und seinem italienischen klassisch-
nüchternen Renaissancestil völlig von der übrigen Kirchengestaltung ab.
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