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1750 berief König José I. (1750-1777) den kleinadeligen Sebastião José de Carvalho
e Melo und späteren Marquês de Pombal zum Premierminister. Als überzeugter An-
hänger des aufgeklärten Absolutismus grif er sogleich hart gegen die damals in Por-
tugal herrschende Misswirtschat durch und nahm dem ihm verhassten Klerus und
Adel etliche Privilegien. Die ihm zu mächtig gewordenen Jesuiten ließ er 1759 aus
Portugal und Brasilien vertreiben; als Vorwand diente ihre angebliche Beteiligung
an einem Attentat auf König José I. Die Inquisition unterstellte Pombal im selben
Jahr der Krone und verbot per Dekret auch die autos-da-fé (Ketzergerichte). Außer-
dem ordnete er an, dass zum Christentum übergetretene Moslems und Juden im
Mutterland und in den Kolonien nicht mehr diskriminiert werden durten.
Gleichzeitig erfolgte eine systematische Förderung der Wirtschat des eigenen
Landes und der Kolonien. Bekannt ist der Marquês de Pombal in Lissabon aber vor
allem wegen seiner Leistungen beim raschen Wiederaufbau der Lissabonner Unter-
stadt nach dem Erdbeben von 1755.
Neben diesen teilweise durchaus lobenswerten Initiativen sollte jedoch nicht ver-
gessen werden, dass der Marquês de Pombal ein erbarmungsloser Diktator war, der
seine persönlichen Feinde gnadenlos verfolgte und bestrate. Besonders Klerus und
Hochadel litten unter seiner Herrschat. Sein Hass rührte vielleicht daher, dass er
erst relativ spät zu höheren Adelsweihen kam: 1759 erhielt er von König José I. den
Titel eines „Conde de Oeiras“ (Graf von Oeiras), und 1770 wurde er zum „Marquês de
Pombal“ (nach einem Ort in Mittelportugal) befördert, womit er in Rang und Namen
dem Hochadel endlich in nichts mehr nachstand - mit diesem Titel sollte er dann in
die Geschichtsbücher eingehen.
Gestürzt wurde Pombal nach dem Tod König Josés I. durch dessen Tochter Königin
Maria I., die eine große Abneigung gegen den Antiklerikalismus des Premierminis-
ters, aber auch gegen seinen despotischen Führungsstil hegte.
Nach der Wiedererrichtung der Baixa legte man nach und nach neue Wohnviertel in São
Bento und in der Lapa an. Eine erste Industriezone bildete sich in Amoreiras um den
Largo do Rato.
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