Geography Reference
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als downtown bezeichnet. Der Begri ist im 19. Jahrhundert in
New York entstanden, wo in Manhattan mit der Ausdehnung
der Bebauung in Richtung Norden zunehmend von downtown,
midtown und uptown gesprochen wurde, um die drei Teilbe
reiche zu unterscheiden. Bald bezeichneten auch andere Städte
ihren historischen Kern als downtown. In einigen Städten setz
ten sich allerdings andere Ausdrücke für die zentralen Bereiche
der Stadt wie loop in Chicago oder center city in Philadelphia
durch (Caves 2005, S. 130131). Alle Downtowns sind durch
eine Reihe von Gemeinsamkeiten charakterisiert. Sie setzen sich
in baulicher und funktionaler Hinsicht klar von der Umgebung
ab und sie sind fast immer der älteste Teil der Stadt. Hier ent
standen die ersten Gebäude, und bis heute sind die Rathäuser
und groe Teile der öentlichen Verwaltung in den Downtowns
angesiedelt. Die Bebauungsdichte ist gro und die Hochhäuser
sind schon von Weitem zu sehen. Im 19.  Jahrhundert führten
die Bahnlinien sternförmig in die Stadtzentren, was heute au
erdem für die Linien des öentlichen Nahverkehrs und für
die wichtigsten Straen gilt. In den meisten Downtowns gibt
es noch den alten Bahnhof, auch wenn dieser heute kaum noch
von Personenzügen angesteuert wird. Auerdem sind hier Ein
zelhandel, Banken, Bürogebäude, Museen, Hotels, Parkhäuser,
Freizeiteinrichtungen und teils auch Parks und Apartmenthäu
ser zu nden. In den gröeren Downtowns konzentrieren sich
die verschiedenen Nutzungen auf eigene Viertel. Die Mieten
für Büros und Einzelhandel sind in an diesem Standort am
höchsten. Die angrenzende zone of transition (Übergangszone)
unterscheidet sich in baulicher und funktionaler Hinsicht von
der Downtown, denn hier haben die meisten Gebäude nur ein
oder wenige Geschosse und dienen als Lagerhäuser, Autowerk
stätten oder für anderes Kleingewerbe. Seit den 1950erJahren
sind zudem in vielen Städten Ringautobahnen angelegt worden,
die die zentralen Stadtbereiche von den umgebenden Vierteln
abgrenzen (Caves 2005, S.  130131; Sohmer und Lang 2003,
S. 64). Der Begri central business district (CBD) wird teils sy
nonym mit dem Begri Downtown oder nur für die zentralen
Geschäsbereiche der Innenstadt verwendet. Downtowns sowie
CBDs lassen sich nicht genau abgrenzen, da sie im census nicht
als statistische Einheit erfasst werden. Auerdem werden die
census tracts laufend an die Entwicklung angepasst. Downtowns
können im Lauf der Zeit schrumpfen oder an Fläche gewinnen.
Es ist daher nicht ganz einfach, ihre Entwicklung exakt nach
zuvollziehen und darzustellen. Fest steht aber, dass die Down
towns lange durch Verfallsprozesse gekennzeichnet waren, die
in neuerer Zeit zumindest in einem Teil der Städte durch eine
Aufwertung abgelöst worden sind.
sahen mit Besorgnis, dass entlang der Ausfallstraen immer
mehr Geschäe erönet wurden und die Konkurrenz zunahm
(Muller 2010, S. 307310). Gleichzeitig verschlechterte sich das
Image der Städte rapide. In den ersten beiden Jahrzehnten des
19.  Jahrhunderts waren Hunderttausende Schwarze, die fast
alle ungebildet und das städtische Leben nicht gewohnt waren,
auf der Suche nach Arbeit in die Industriestädte des Nordens
gewandert. Die Schwarzen drangen in innerstädtische Wohn
quartiere, und bald kam es zu Spannungen mit der ansässigen
weien Bevölkerung, die nicht selten gewalttätig endeten. Be
kannt sind die Aufstände und Kämpfe mit teils vielen Toten in
St. Louis 1917 und wenig später in Chicago und Washington,
D.C. Die Weien verlieen uchtartig ihre Wohnungen in den
zentralen Stadtbereichen, in die in der Folge die Schwarzen
einzogen. Groe Wohnungen wurden häug in mehrere Ein
heiten unterteilt, und aufgrund des Wohnungsmangels für die
Neuankömmlinge kam es zu Überbelegungen der Wohnun
gen. Die einstigen Wohnungen der Mittel und Oberschicht
degradierten, und es bildeten sich erste Slums. In den frühen
1940erJahren hatte eine Studie des Urban Land Institute in
sieben ausgewählten Innenstädten groe Verfallserscheinun
gen und fallende Bodenpreise festgestellt, worauin 1946 ein
Central Business District Council eingesetzt wurde, um die
Probleme der Downtowns zu lösen. Mehrere Städte beschlos
sen, Säuberungs und Verschönerungsaktionen durchzuführen,
den Einzelhandel zu fördern oder Apartmenthochhäuser teils
im Hochpreissegment zu bauen, um den weiteren Verfall zu
stoppen und einkommensstarke Bewohner anzuziehen. Einige
Städte planten zudem den Abriss der innerstädtischen Slums
(McKelvey 1968, S. 1722, 134135). Allerdings wurden diese
Pläne zum damaligen Zeitpunkt kaum umgesetzt, weil es an
nanziellen Mitteln und rechtlichen Möglichkeiten für die
Durchsetzbarkeit mangelte. Gleichzeitig beschleunigten sich
die Suburbanisierung und der Bedeutungsverlust der Stadtzen
tren. In den Downtowns blieben Investitionen aus, der Einzel
handel zog sich zurück, und neue Bürogebäude entstanden in
der Peripherie. Die Zeichen des Verfalls waren nicht mehr zu
übersehen, und die Immobilien und Grundstückspreise elen
ins Bodenlose. Da sich gleichzeitig das Image der Downtowns
weiter verschlechterte, diese als gefährlich galten und sämtli
cher Bedarf im Umland der Städte gedeckt werden konnte, gab
es kaum noch einen Grund für einen Besuch der Innenstädte
(Kromer 2010, S. 51). Mitte des 20. Jahrhunderts schien es, als
seien die Downtowns in eine Abwärtsspirale geraten, aus der es
kein Entkommen gab. Umso mehr erstaunt es, dass zumindest
ein Teil der Städte heute äuerst attraktive Innenstädte mit sehr
hohen Bodenpreisen hat, die zu beliebten Wohnstandorten und
Magneten für Touristen geworden sind.
1
2
3
4
4.5.1
Bedeutungsverlust und Verfall
4.5.2
Einwohnerentwicklung und Bewohner
Obwohl sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert die ersten
Innovationen in den Bereichen Verkehr und beim Bau neuer
Häuser (Hochhäuser, Aufzüge) durchsetzen konnten, haben
sich die Muster der städtischen Bodennutzung zunächst kaum
verändert. Als aber in den 1920erJahren das Automobil zum
begehrtesten Objekt der Amerikaner wurde, war der Verfall der
Innenstädte fast nicht mehr aufzuhalten, und die Einzelhändler
In vielen Downtowns ist seit den 1980erJahren die Zahl der Ein
wohner deutlich angestiegen, wobei sich dieser Prozess in neu
ester Zeit sogar beschleunigt hat, während andere Innenstädte
stagnieren oder weiterhin Bevölkerung verlieren. Da die Grenzen
der Downtowns nicht exakt deniert sind, muss auf Fallstudien
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