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3.7.1
High Line Park in Manhattan
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Zu Beginn der 1930erJahre war in Chelsea auf der Westseite
Manhattans zwischen der 34th und Spring St. eine Hochbahn für
die Eisenbahn gebaut worden, um den Transport von Gefahrgü
tern aus den Industrie und Hafenanlagen in Lower Manhattan,
der zuvor über die 10th Avenue erfolgt war, zu verlagern. Mit dem
Bedeutungsverlust des Hafens wurde die Hochbahn immer sel
tener genutzt und der Betrieb 1980 eingestellt. Die Trasse wurde
zwischen 16th und Spring St. abgerissen, während die verblei
benden Teile verrotteten und verwilderten. Für eine Umgestal
tung in einen öentlichen Park setzten sich erstmals 1999 zwei
Umweltaktivisten ein. In Paris war zu diesem Zeitpunkt gerade
das erste Teilstück der Promenade Planté erönet worden. Wie
in Paris wollte man in New York auf der alten Eisenbahntrasse
einen öentlichen Park anlegen. Die Idee wurde in der Nachbar
scha schnell aufgegrien und die Bürgerinitiative Friends of
the Park gegründet. Allerdings hätte ein Teil der Anwohner zu
diesem Zeitpunkt noch den Abriss der unansehnlichen Brache
bevorzugt. Aufgrund guter Kontakte zu Politikern und anderen
wichtigen Persönlichkeiten in New York gelang es den Aktivisten
2001, die Umwandlung der alten Bahntrasse zu einem wichtigen
ema im Wahlkampf um das Amt des New Yorker Bürgermeis
ters zu machen. Bemüht um Wählerstimmen, befürworteten alle
sechs Kandidaten den neuen Park ( . Abb. 3.12 ). Die Gegner des
Projekts hatten aber in dem amtierenden Bürgermeister Rudolph
Giuliani (19942001) einen wichtigen Verbündeten, der noch in
der letzten Woche seiner Amtszeit ein Dokument unterschrieb,
das den Abriss der Anlage bestimmte. Die Friends of the Park
gingen zwar vor Gericht erfolgreich gegen die Anordnung vor,
aber obwohl sich Bürgermeister Bloomberg im Wahlkampf für
die Anlage des Parks ausgesprochen hatte, erklärte er Anfang
2002, dass aufgrund der nanziellen Belastungen der Stadt die
Realisierung des Projekts nicht möglich sei. Diese Aussage rief
wiederum die Aktivisten auf den Plan, die vorrechneten, dass
sich die Kosten für die Umwandlung in Höhe von 65 Mio. US
Dollar in nur 20 Jahren durch einen mehr als doppelt so hohen
Gewinn rechnen würden. Bürgermeister Bloomberg musste
schlielich dem öentlichen Druck nachgeben. Nach weiteren
Querelen zwischen den verantwortlichen Behörden und Ände
rungen im Flächennutzungsplan begann man 2007 endlich mit
den Bauarbeiten. Da die Presse über Jahre ausführlich über den
geplanten Park berichtet hatte, zogen ab 2008 die Preise für die
an der Bahnstrecke gelegenen Grundstücke stark an. Die Investo
ren gingen davon aus, dass ein groes Interesse an einem Apart
ment mit Blick auf den neuen Park entstehen würde. Das erste
Teilstück des High Line Parks wurde im Juni 2009 erönet und
war ein sofortiger Erfolg. Im Sommer 2011 wurde ein zweites
Teilstück erönet. Der Park erstreckt sich über eine Länge von
rund 2,3 km zwischen der Gansevoort und 30th St.; eine Ver
längerung bis zur 34th St. ist geplant. Bei Touristen und Einhei
mischen ist die frühere Bahntrasse, die teils durch Schluchten
mit Häusern jeden Baualters und Pegezustands führt und einen
surrealistischen Eindruck vermittelt, äuerst beliebt. Jedes Jahr
besuchen angeblich 4 Mio. Menschen den High Line Park. Es ist
oensichtlich, dass die Geschäe im Meatpacking District, der
sich am südlichen Ende der Bahntrasse bendet und ohnedies in
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. Abb. 3.11 Innovativer Abfalleimer in San Francisco
S.  161). Als ein Vorzeigeprojekt für die Bemühungen, einen
Beitrag zur Verbesserung des Klimas zu leisten, gilt das 2009
fertiggestellte 366 m hohe Bürogebäude der Bank of America
unweit des Times Square, das zwei Drittel seines Energiever
brauchs selbst generiert. Die Scheiben der vom Boden bis zur
Decke verglasten Büros sind optimal isoliert und garantieren
ein Arbeiten bei Tageslicht tief im Gebäudeinneren. Der Wol
kenkratzer wurde als erstes kommerziell genutztes Gebäude der
USA mit der PlatinUrkunde des U.S. Green Building Council
ausgezeichnet (Lamster 2011, S. 83).
Umfassende Pläne haben den Nachteil, dass sie sehr teuer
sind und die Realisierung teils Jahrzehnte in Anspruch nimmt.
Neue Lokalpolitiker können andere Ziele verfolgen oder Wirt
schaskrisen die Sorgen um die Umwelt vergessen lassen. O
sind kleine Projekte, die von Kommunen, Bürgerinitiativen oder
Kirchen initiiert werden, sehr viel nachhaltiger, da sie den Um
weltschutz mit einer Verbesserung der Lebensqualität verbinden.
Zu diesen Projekten gehören die Renaturierung von Bächen oder
die Anlage des Highline Parks in New York und von community
gardens (Gemeinschasgärten) an verschiedenen Standorten in
den USA. Früher warf man die Abfälle in Teiche oder Flüsse,
die nicht selten zu stinkenden Rinnsalen wurden. Dieses Pro
blem war am besten durch die Kanalisierung und Abdeckung
der Gewässer zu lösen. Der Gestank war zwar verschwunden,
aber nicht selten hatten die Anwohner fortan unter nassen Kel
lern zu leiden. Inzwischen hat man den ästhetischen Wert der
Gewässer erkannt und begonnen, diese teilweise wieder an das
Tageslicht zu holen. Dieser Prozess wird als daylighting bezeich
net. In Kalamazoo (74.000 Einw.) im südlichen Michigan oss
der Arcadia Creek rund 100 Jahre unter der Erde, bis er in den
1990erJahren auf einer Länge von fünf Blocks in der Innenstadt
renaturiert wurde. Ergänzend legte man mehrere Teiche an. Der
Arcadia Creek, die Teiche und die umgebenden Wiesen bilden
heute einen eektiven Hochwasserschutz. Auerdem haben die
an den Gewässern liegenden Grundstücke an Attraktivität und
Wert gewonnen. In Oklahoma City, Kansas City und Indiana
polis wurden ähnliche Manahmen durchgeführt (Biello 2011;
Gallagher 2010, S. 9096; Hamilton County Planning and De
velopment 2011).
 
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