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vorübergehend für mehr oder wenig mittellose, aber arbeits
willige Bewohner vorgesehen waren, wohnten immer mehr
Menschen, die zudem überwiegend der schwarzen oder hispa
nischen Minderheit angehörten, dauerha in diesen Häusern.
Die Siedlungen wurden als the projects bezeichnet und hatten
einen ausgesprochen schlechten Ruf. Sie wurden zum Sammel
becken der Erfolglosen und o auch Kriminellen. Berühmtbe
rüchtigt war das PruittIgoeWohngebiet, das 1956 nördlich der
Innenstadt von St. Louis fertiggestellt worden waren. In 33 elf
stöckigen Gebäuden befanden sich knapp 3000  Wohnungen.
Die fast ausschlielich von Schwarzen bewohnten Apartments
entwickelten sich schnell zu einem Sammelbecken von Drogen
missbrauch und Kriminalität. Der Komplex wurde zu Beginn
der 1970erJahre abgerissen. Das gröte public housing project
der USA stellten die mit vielen baulichen Mängeln 1962 in Chi
cago fertiggestellten Robert Taylor Homes mit 28 Hochhäusern
und 4415 Wohnungen dar. Als Folge der Deindustrialisierung
verloren viele der Mieter ihren Job und jede Aussicht auf einen
neuen Arbeitsplatz. Auerdem waren viele Wohnungen überbe
legt; zeitweise wohnten bis zu 27.000 Menschen in dem Komplex,
die zunehmend von informellen und o auch illegalen Tätigkei
ten wie dem Drogenhandel lebten. Wiederholte Versuche der
Chicago Housing Authority, die Wohnanlage von Kriminalität
zu befreien, wie die CleansweepAntikriminalitätskampagne
der frühen 1990erJahre waren ein völliger Misserfolg. Die Ro
bert Taylor Homes wurden zwischen 2000 und 2005 abgerissen
(Chicago Historical Society 2004, Stichwort: Robert Taylor Ho
mes). Seitdem in den 1980erJahren Präsident Reagan die Mittel
für den Sozialwohnungsbau drastisch reduziert hatte, wurden
nur noch sehr vereinzelt housing projects realisiert. Mit knapp
180.000 Wohnungen in 334 Siedlungen ist das Angebot heute
in New York mit Abstand am gröten. In den New Yorker pro
jects leben wahrscheinlich weit mehr als die 400.000 gemeldeten
Bewohner, da sich aufgrund des Wohnungsmangels in der Stadt
häug mehrere Familien illegal eine Wohnung teilen. Die New
York City Housing Authority (NYCHA) ist die gröte öentliche
Wohnungsbehörde in den USA und der gröter Vermieter der
Stadt New York (Hahn 1996a, S. 118119; Jackson 1985, S. 219
228;   www.nyc.gov ).
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. Abb. 3.4 Arbeiten im Rahmen des American Recovery and Reinvestment Act
in Detroit
das Government Center mit Rathaus und städtischen Ämtern
gebaut. In anderen Innenstädten wurden Problemviertel abgeris
sen und auf den Brachächen Parkplätze angelegt, die bis heute
auf einen Investor warten. Die Slums wurden beseitigt, ohne
dass neuer Wohnraum für die obdachlos gewordene Bevölke
rung errichtet wurde. Vielfach entstanden auf den Brachächen
Luxuswohnungen für zahlungskräige Käufer und Mieter. Die
Model Cities Bill, die 1966 unter Präsident Lyndon B. Johnson
(19631969) verabschiedet wurde, verfolgte einen breiteren
Ansatz als die vorausgegangenen Programme. In ausgewählten
Modellstädten sollte eine umfassende Sanierung der Bausubs
tanz, der Wirtscha und der Sozialstrukturen mit technischer
und nanzieller Unterstützung durch die Bundesregierung statt
nden. Die Realisierung des umfassenden Programms erwies
sich aus vielen Gründen als schwierig. 1974 wurde es durch das
Community Development Block Grant Program (CDBG) abge
löst, das vom U.S. Department of Housing and Urban Deve
lopment geleitet und koordiniert wird und noch heute besteht.
Das CDBGProgramm bietet ein weites Feld von Möglichkei
ten für die Revitalisierung und die Aufwertung des städtischen
Raumes. Hierzu gehören Manahmen zur Bekämpfung der
Armut, der Ausbau der Infrastruktur oder die Förderung des
Wohnungsbaus. Letztlich dient das Programm aber vor allem
dazu, Anreize für private Investitionen zu schaen. Der Groteil
der Mittel iet in innerstädtische Projekte, während die sozial
Schwachen nur wenig von CDGB protieren (Cullingworth und
Caves 2008, S. 296299; SchneiderSliwa 2005, S. 161179). Im
Februar 2009 wurde auf Veranlassung von Präsident Obama der
American Recovery and Reinvestment Act zur Bekämpfung der
amerikanischen Wirtschaskrise verabschiedet ( . Abb. 3.4 ). Un
terstützt werden sehr unterschiedliche Projekte wie der Ausbau
des Bildungs und Gesundheitssystems, Steuererleichterungen
für Geringverdiener, Hilfen im Fall von Naturkatastrophen für
Farmer, aber auch Programme zum Ausbau der kommunalen
Infrastruktur, zur Revitalisierung von neighborhoods oder für den
Bau von Wohnraum für Sozialschwache. Bis Ende 2012 wurden
849 Mrd. USDollar ausgezahlt. Obwohl die Förderung der ame
rikanischen Wirtscha im Vordergrund steht, bietet das Gesetz
den Kommunen die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen und
3.5.1
Wachsender Einfluss privater Investoren
Schon der Housing Act von 1949 hatte die Abkehr von der staatli
chen Förderung eingeleitet. Der Wohnungsbau sollte in Zukun
bevorzugt von privaten Investoren übernommen werden. Gleich
zeitig wurde die Gründung von public private partnerships zwi
schen Bund, Gemeinden und privaten Investoren angeregt, die
den Abriss von Slums und problematischen Stadtteilen und deren
Bebauung durch rendite und steuerstarke Objekte durchführen
sollten. Die Tendenz der Privatisierung von Sanierungsvorhaben
wurde durch die UrbanrenewalGesetzgebung der 1950erJahre
verstärkt. Bei der Festlegung und Abgrenzung der Sanierungsge
biete hatten die privaten Investoren einen groen Spielraum. In
vielen Städten wurden auf den sanierten Flächen Sportstadien,
groe multifunktionale Gebäude wie in Boston das Prudential
Center mit mehreren Hotels und einem Shopping Center oder
 
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