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troplex. Soja (1996, S. 238) bezeichnet sie als expopolis, betont
aber, dass es sich um städtische Gebilde, aber keine wirklichen
Städte handelt.
Gröere Aufmerksamkeit erfuhren die neuen Zentren im
suburbanen Raum erst mit dem 1991 veröentlichten Buch Edge
Cities. Life on the New Frontier des Journalisten Joel Garreau.
Garreau deniert edge cities folgendermaen:
ihre Grenzen kaum exakt festzulegen. Edgeless cities verändern
ständig ihre Form, weswegen Lang sie als elusive cities (elusive
= üchtig, schwer fassbar) bezeichnet. Edgeless cities denieren
sich weniger über ihre äuere Form als über ihre Funktion, d. h.
über die groe Zahl von Büroarbeitsplätzen. In den von Lang
untersuchten metropolitan areas befanden sich die Büros über
wiegend in den Innenstädten oder in edgeless cities. In elf der
13 Fallstudien konnte in den edgeless cities sogar mehr Büroäche
nachgewiesen werden als in den zentralen Bereichen der Kern
städte. Nur in New York und Chicago stellten die Downtowns
noch die bedeutendsten Bürostandorte der Region dar. Insgesamt
bendet sich nur ein Viertel der Büroäche aller untersuchten
MAs in edge cities. Vielen fehlt aber die von Garreau geforderte
Einzelhandelsäche. Berücksichtigt man alle Kriterien, die eine
edge city Garreau zufolge haben sollte, bendet sich in den unter
suchten MAs sogar nur rund ein Fünel der Büroäche in edge
cities. Als Garreau seine Beobachtungen Mitte der 1980Jahre
machte, sind edge cities besonders stark gewachsen. Seit den
1990erJahren entsteht neue Büroäche aber überwiegend in
edgeless cities. Anders als in den alten Downtowns und in den
edge cities sind die Standorte von Einzelhandel und Büros heute
nicht mehr identisch. In den weitläugen Stadtlandschaen fährt
jeder mit dem Pkw zur Arbeit und zum Einkaufen. Da es keinen
Grund mehr für Standortkonzentrationen gibt, siedelt sich der
Einzelhandel dort an, wo er seine Kunden am besten erreicht.
Edgeless cities wachsen ohne ein bestimmtes Muster und schein
bar völlig planlos. Traditionelle Formen wie ein Wachstum in
konzentrischen Ringen gibt es nicht mehr. Die USamerikanische
Stadt, wie sie seit Generationen bekannt war, löst sich auf. Da es
keinen zwingenden räumlichen Zusammenhang zwischen Ein
zelhandel und Büros mehr gibt, hat Lang seine Untersuchungen
zu edgeless cities auf Bürostandorte beschränkt. 2005 hatte die
MA Miami mit 72,1 % vor der MA Philadelphia (54,3 %) und
der MA Detroit (54,1 %) den höchsten Anteil der gesamten Bü
roäche in edgeless cities. In den MAs New York und Chicago
befanden sich dagegen noch 54,5 % bzw. 49,2 der Büroäche in
den Downtowns, gleichzeitig aber dennoch 32,3 % bzw. 39,4 % in
edgeless cities (Lang et al. 2009, S. 736).
Anders als in der edgeless city hat das von John Kasarda ent
wickelte Konzept der aerotropolis ein Zentrum. Städte und Re
gionen werden längst nicht mehr durch Bahnlinien miteinander
verbunden, sondern durch Flugrouten. Früher haben sich Städte
um Bahnhöfe herum entwickelt, in der Zukun werden Kasarda
zufolge Flughäfen die Zentren bilden, um die sich alle anderen
Funktionen gruppieren. Die Autobahnen werden nicht mehr
sternförmig zu den alten Downtowns, sondern zu den Terminals
führen. In einem ersten Schritt werden die Flughäfen weit auer
halb der Städte im suburbanen Raum gebaut, im zweiten Schritt
folgt die Stadt dem Flughafen und im dritten Schritt verändern
sich die Flughäfen selbst zu Städten (Kasarda und Lindsay 2011,
S. 20 u. S. 189). In den USA gibt es bereits heute zahlreiche Bei
spiele, die verdeutlichen, welchen Entwicklungsschub ein Flug
hafen für eine Region auslösen kann. 1941 hatte die Hauptstadt
Washington, D.C., mit dem National Airport (heute Ronald Re
agan Washington National Airport) am Ufer des Potomac River
und unweit des fast gleichzeitig errichteten Pentagon einen ersten
Flughafen erhalten. Schon in den 1950erJahren wurde klar, dass
wenigstens 5 Mio. sq. . (464.515 m 2 ) Büroäche; hier ent
wenigstens 600.000 sq. . (55.741 m 2 ) Einzelhandelsäche.
stehen die Arbeitsplätze der Zukun.
Das Einzelhandelsangebot entspricht dem eines groen
Shopping Centers mit drei Kauäusern und rund 80 bis
100 kleineren Geschäen.
mehr Arbeitsplätze als Schlafzimmer und somit eine höhere
Edge cities werden von der Bevölkerung als Einheit wahrge
Tages als Nachtbevölkerung
Edge cities wiesen vor 30 Jahren noch keine Merkmale einer
nommen.
Stadt auf. Vor 30 Jahren gab es hier nur eine Wohnfunktion,
oder auch nur Wiesen.
Edge cities sind bevorzugt an den Kreuzungspunkten von Auto
bahnen zu nden. Auerdem verfügen sie meist über ein oder
mehrere Hochhäuser, die schon aus der Ferne sichtbar sind. Be
kannte edge cities sind Tyson's Corner in der MA Washington,
D.C., Schaumburg in der MA Chicago oder King of Prussia in
der MA Philadelphia. Garreaus Ausführungen haben allerdings
einer empirischen Überprüfung nicht standhalten können. Er
hatte seine Beobachtungen zunächst im Nordosten des USBun
desstaates New Jersey, der nur durch den Hudson River von New
York City getrennt ist, gemacht und hier neun voll entwickelte
edge cities und zwei weitere fast voll entwickelte edge cities gefun
den. Basierend auf seinen Beobachtungen erkärte Garreau die
Entwicklung im Umland von New York zum neuen Prototyp der
zukünigen Entwicklung polyzentrischer Regionen. Robert Lang
(2003) konnte in den 1990erJahren keine einzige Konzentration
städtischer Funktionen in New Jersey nden, die der Denition
Garreaus für eine edge city entsprach. Lang hat in New Jersey nur
drei eindeutig erkennbare Konzentrationen von Büroäche im
denierten Umfang ausndig gemacht; bis zum nächsten groen
Shopping Center waren es aber jeweils mehrere Kilometer. Zu
ähnlichen Ergebnissen ist er in der MA Los Angeles gekommen,
wo Garreau (1991, S. 431432) 24 edge cities ausgemacht hatte,
von denen 16 voll entwickelt und acht auf dem besten Weg zur
vollwertigen edge city waren. Lang (2003, S. 136) hat nur sechs
edge cities in der Region nachweisen können.
In den folgenden Jahren hat Robert Lang seine Untersuchun
gen auf 13 metropolitan areas (Atlanta, Boston, Chicago, Dal
las, Detroit, Denver, Houston, Los Angeles, Miami, New York,
Philadelphia, San Francisco und Washington, D.C.) ausgeweitet
und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es weit weniger edge
cities gab, als von Garreau suggeriert, und sich stattdessen viele
kleinere Bürostandorte mehr oder weniger zusammenhängend
an einer groen Zahl von Standorten auerhalb der Downtowns
benden. Für dieses Phänomen führte Lang den Begri edgeless
cities ein (Lang 2003, Lang et al. 2009). Da edgeless cities nur vage
deniert sind, sind sie häug nur schwer im Raum zu nden und
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