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oder die hohen Temperaturen der Wüstenstädte Las Vegas oder
Phoenix wurden erst in den 1950erJahren erträglich (Konig
1982, S. 22). New York City konnte die Stellung als gröte Stadt
der USA behaupten und erreichte im Jahr 2010 mit 8,175 Mio.
Einwohnern sogar einen historischen Höchststand. Die Stadt war
zu diesem Zeitpunkt aufgrund von Bevölkerungsverlusten von
den 1950er bis zu den 1980erJahren aber kaum gröer als Mitte
des 20. Jahrhunderts. Auch war die Zunahme von 167.000 Ein
wohnern in der letzten Dekade eher enttäuschend, denn vor der
Zählung am 1. April 2010 hatte man mit einem Zuwachs von
mehr als 400.000 gerechnet. Von den zehn gröten Städten im
Jahr 1950 konnte nur das im Westen der USA gelegene Los An
geles einen deutlichen Anstieg der Einwohnerzahlen von knapp
zwei Mio. auf rund 3,8 Mio. verzeichnen. In den 1980erJahren
hatte Los Angeles Chicago überholt und war zur zweitgröten
Stadt des Landes aufgestiegen. In neuerer Zeit hat sich das Be
völkerungswachstum von Los Angeles allerdings abgeschwächt.
2010 zählte die Stadt zwar 97.000 mehr Einwohner als zehn Jahre
zuvor; aber in jeder vorausgegangenen Dekade seit 1910 hatte
Los Angeles mehr Einwohner gewonnen. Die Städte Chicago,
Philadelphia, Detroit, Baltimore, Cleveland, St. Louis, Washing
ton, D.C., und Boston hatten 1950 ihren Einwohnerhöchst
stand; Detroit, Cleveland und St. Louis verloren zwischen 1950
und 2010 sogar deutlich mehr als die Häle der Einwohner. Die
Verluste sind aufgrund von Abwanderungen in den suburbanen
Raum und in den sunbelt erfolgt und wurden kaum durch Phasen
des Aufschwungs unterbrochen. In Chicago war die Zahl der Ein
wohner in den 1990erJahren um 113.000 angestiegen. Die Ho
nungen auf eine dauerhae Zunahme der Bevölkerung der einst
zweitgröten Stadt des Landes wurden aber mit dem census 2010
zerstört, der einen Rückgang von mehr als 200.000 Einwohnern
bescheinigte. Washington, D.C., und Philadelphia konnten sich
nach Jahrzehnten groer Verluste in der ersten Dekade des neuen
Jahrtausends über einen leichten Anstieg der Einwohnerzahlen
freuen; ob diese Entwicklung von Dauer sein wird, bleibt abzu
warten. 2010 gehörten mit New York, Los Angeles, Chicago und
Philadelphia nur noch vier der einwohnerstärksten Städte des
Jahres 1950 zu den zehn gröten Städten der USA. Das in Texas
gelegene Houston überholte in den 1980erJahren Philadelphia
und ist seitdem viertgröte Stadt. Auch die anderen Neuzugänge
Phoenix, San Antonio, San Diego, Dallas und San Jose auf der
Liste der zehn gröten Städte liegen im sunbelt. Phoenix und San
Jose konnten innerhalb von nur 60 Jahren die Zahl der Einwoh
ner sogar mehr als verzehnfachen ( . Abb. 1.3 ).
Ähnlich haben viele der kleineren Städte im Nordosten der
USA in den vergangenen Dekaden Einwohner verloren, während
in den meisten Städten im Süden und Westen des Landes die
Bevölkerung stark angewachsen ist. Insgesamt verlief die Ent
wicklung der Städte in den vergangenen Dekaden sehr unter
schiedlich. Einer groen Zahl schrumpfender Städte im Nord
osten stehen viele sehr schnell wachsende Städte im Süden und
Westen des Landes gegenüber. Ausnahmen gibt es allerdings im
Nordosten im Umland der groen Städte, wo viele Gemeinden
aufgrund von Suburbanisierung sehr gewachsen sind. Auerdem
haben einige Städte des sunbelt, die früh eine Industrialisierung
erlebten, Einwohner verloren. Dieses gilt z. B. für den früheren
Stahlstandort Birmingham in Alabama, dessen Bevölkerung seit
1950 um rund ein Drittel auf 212.000 im Jahr 2010 geschrump
ist (U.S. Census Bureau 2012 u. 2011).
In jüngerer Zeit haben sich die Trends der vergangenen Jahr
zehnte verfestigt. Im census 1990 haben erstmals metropolitan
areas (MAs) die frühere Unterscheidung in MSAs (metropolitan
statistical areas), CMSAs (consolidated metropolitan statistical
areas) und PMSAs (primary metropolitan statistical areas) ab
gelöst und zu einer Vereinfachung bei der Klassizierung von
Raumordnungskategorien beigetragen. Die Abgrenzung der MAs
erfolgt aufgrund rund 2000 verschiedener Indikatoren und ist
nur von Experten nachvollziehbar. Vereinfacht ausgedrückt set
zen sich die MAs aus Kernstädten und aus dem funktional eng
verochtenen Umland, das als suburbaner Raum bezeichnet
wird, zusammen. Die MAs können eine oder mehrere Kernstädte
haben und entsprechen weitgehend den Verdichtungsräumen
der deutschen Raumordnung. Alle Regionen auerhalb der
MAs werden als rural (ländlich) bezeichnet (U.S. Census Bureau
2011a, S. 34). 2010 gab es in den USA 51 MAs mit mehr als einer
Mio. Einwohnern. Die zehn MAs mit dem höchsten Bevölke
rungszuwachs von 2000 bis 2010 lagen alle im sunbelt. Die MAs
Las Vegas, Raleigh, Austin, Charlotte, RiversideSan Bernardino,
Orlando, Phoenix, Houston, San Antonio und Atlanta waren um
mindestens 20 % und somit doppelt so stark gewachsen wie die
51 MAs im Durchschnitt (Kotkin und Cox 2011).
Die 51 MAs mit mehr als einer Million Einwohnern im Jahr
2010 sind insbesondere aufgrund groer Bevölkerungsgewinne
im suburbanen Raum gewachsen. In den 1990erJahren hatten
die Kernstädte mit 15,4 % zum Wachstum der MAs beigetragen.
Da dies seit Jahrzehnten der höchste Wert war, hatten viele Po
litiker und Wissenschaler auf eine Renaissance der Kernstadt
und einen langsamen Bedeutungsverlust des suburbanen Raums
geho. Die Honungen haben sich nicht realisiert, denn von
2000 bis 2010 hatte der suburbane Raum einen Anteil von 91,4 %
und die Kernstädte nur von 8,6 % am Wachstum der MAs. Nur
drei Kernstädte konnten mehr Einwohner hinzugewinnen als der
suburbane Raum. In Boston und Providence war dies auf ein nur
geringes Bevölkerungswachstum im suburbanen Raum zurück
zuführen, und in Oklahoma City waren auf groen, zuvor noch
nicht entwickelten Flächen Wohnsiedlungen im Stil des suburba
nen Raums entstanden (Kotkin und Cox 2011). Das Wachstum
vieler Städte und MAs beruht nicht auf einer hohen Geburtenrate
der ortsansässigen Bevölkerung, sondern ist auf Zuwanderung
überwiegend aus anderen Städten oder MAs sowie aus dem Aus
land zurückzuführen. LandStadtWanderungen sind kaum noch
von Bedeutung. Analog sind Abwanderungen verantwortlich für
die rückläugen Einwohnerzahlen in den Städten (Brake und
Herfert 2012, S. 13).
In den meisten MAs sind die Bevölkerungsgewinne im äu
ersten suburbanen Ring seit Jahrzehnten am gröten. Dieser
Trend hält immer noch an. Die inneren suburbs von Chicago
sind von 2000 bis 2010 nur um 1 % oder 30.000 Einwohner ge
wachsen, während in den äueren suburbs die Zahl der Neubür
ger seit 2000 um mehr als 500.000 oder um 16 % gestiegen ist.
Nur noch 28 % der knapp 9,5 Mio. Einwohner der MA Chicago
leben heute in der Kernstadt. Die Stadtregion Chicago nimmt
inzwischen eine gröere Fläche ein als die MA Los Angeles und
belegt weltweit nach New York und Tokio den dritten Rang (Cox
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