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ing und Conrad Westervelt die Boeing Company und schlossen
einen Vertrag für den Bau von Flugzeugen mit der Marine ab. Da
es während des Krieges nicht gelungen war, auch nur ein einziges
ugtaugliches Gerät zu bauen, produzierte die Boeing Company
zeitweise Möbel, war aber weiterhin mit der Entwicklung von
Flugzeugen beschäigt. In den 1920erJahren transportierten die
ersten Flugzeuge von Boeing zunächst Post, ab 1929 aber auch
Passagiere. 1932 gründete Mac McGee in Seattle Alaska Airlines
mit dem Ziel, von hier aus die Versorgung Alaskas sicherzustellen.
Noch heute benden sich Drehkreuz und Unternehmenssitz von
Alaska Airlines in Seattle (Brown und Morrill 2011, S. 1921, 38).
Während des Zweiten Weltkriegs wurden weitere Grundlagen
für den späteren wirtschalichen Erfolg der Region gelegt. Als
Hersteller von Flugzeugen für die Air Force wuchs die Belegscha
der Boeing Company von 4000 im Jahr 1940 auf 50.000 nur vier
Jahre später an. Eine wichtige Rolle spielte zudem die Bremerton
Naval Shipyard, wo bis zu 32.500 Arbeiter mit der Reparatur von
Schien beschäigt waren. Die Beschäigtenzahlen bei Boeing
und auf der Wer brachen zwar nach Kriegsende ein, aber der Ko
reakrieg (19501953) und der Vietnamkrieg (19651973) lieen
die Investitionen des Militärs in der Puget SoundRegion wieder
ansteigen, und die Boeing Company entwickelte sich bald zum
weltgröten Hersteller von Zivil und Militärugzeugen. Die Bre
merton Naval Shipyard ist heute eine der gröten Reparaturwerf
ten für amerikanische Kriegsschie. Auerdem dient die Bucht als
Stützpunkt für nukleare UBoote und ist Heimathafen für mehrere
Flugzeugträger, und südlich von Tacoma benden sich die Fort
Lewis Army Base und die McChord Air Force Base, die 2010 zur
Joint Base LewisMcChord mit rund 25.000 Soldaten und zivilen
Beschäigten zusammengelegt wurden (Brown und Morrill 2011,
S. 21, 27). Die Investitionen des Militärs haben über Jahrzehnte
viele gut ausgebildete Fachkräe in die Region gebracht, die ent
scheidend für den Aufstieg zu einer der führenden HightechRe
gionen der USA waren. Von dem Aufschwung des kommerziellen
Flugverkehrs in den 1960erJahren haben die Boeing Company
und somit auch die Stadt Seattle auerordentlich protiert. Zeit
weise war Seattle fast im gleichen Ma von der Flugzeugindustrie
abhängig wie Detroit von der Automobilindustrie oder Baltimore
mit Bethlehem Steel von der Stahlindustrie und konnte als mo
derne company town bezeichnet werden. Wenn es Boeing schlecht
ging, litt auch Seattle. 1969 erreichten die BoeingWerke in der
Region mit 105.000 Beschäigten einen Höchststand. Im Zuge
der Rezession der frühen 1970erJahre kündigte Boeing mehr als
60 % der Beschäigten und stürzte Seattle in eine schwere Krise.
Ein deutlicher Aufschwung war erst ab Beginn der 1980erJahre
zu spüren. Gleichzeitig setzte eine Diversizierung des Hightech
Sektors ein. Während Mitte der 1970erJahre noch die Häle der
in diesem Bereich Beschäigten in der Flugzeugindustrie tätig war,
gilt das heute nur für ein knappes Viertel. Im HightechSektor,
der 40 % aller Arbeitsplätze der MA Seattle stellt und sich durch
hohe Investitionen und eine groe Wertschöpfung auszeichnet,
sind nicht nur Ingenieure, sondern auch viele Computerfachleute
beschäigt. Die Puget SoundRegion ist längst nicht mehr so ab
hängig von der Flugzeugindustrie wie noch vor wenigen Jahrzehn
ten. Dennoch kam es ab 2000 mehrmals zu einem Einbruch der
lokalen Wirtscha, verursacht durch den Verfall der Hightech
Aktien (dotcom crash), die Anschläge vom 11. September 2001,
die SARSEpidemie 2002/03 und die Hypotheken und Banken
krise 2008 (Brown und Morrill 2011, S. 2324).
Die Boeing Company hat 2001 den Unternehmenssitz nach
Chicago verlegt, was natürlich an der Westküste stark kritisiert
wurde. Dennoch handelte es sich bei der Verlegung eher um ei
nen symbolischen Akt mit nur geringen Auswirkungen auf die
Puget SoundRegion, da die Produktion der riesigen Flugzeuge
in Everett verblieb und in der Region kaum Arbeitsplätze ver
loren gingen (Brown und Morrill 2011, S. 2527). Gefährlich
wurde es erst, als Boeing im Frühjahr 2003 ankündigte, den
neuen Dreamliner auerhalb von Washington State bauen zu
wollen. Mehrere Bundesstaaten wie Michigan, Texas und Kalifor
nien versuchten Boeing mit enormen Subventionen zu ködern.
In der Puget SoundRegion waren 800 bis 1000 Arbeitsplätze in
den BoeingWerken und weitere rund 17.000 Arbeitsplätze bei
Zulieferern gefährdet. Washington State hielt dagegen und ver
sprach dem Flugzeugbauer die Zahlung von 3,2 Mrd. USDollar
über eine Zeitspanne von 20 Jahren. Falls der Dreamliner in der
Region Seattle gebaut werden würde, sollte Boeing pro Jahr und
Beschäigtem 160.000 USDollar erhalten, obwohl die durch
schnittlichen Jahresgehälter nur 65.000 USDollar betrugen. Boe
ing hat das Angebot angenommen und ein neues Werk in Everett
errichtet. Die Subventionen sind nicht nur wegen ihres groen
Umfangs umstritten, sondern auch weil die einzelnen Teile des
Dreamliners an verschiedenen Standorten in Japan, Europa und
in den USA produziert, nach Everett geogen und dort nur
noch zusammensetzt werden. Inzwischen wird der Dreamliner
zusätzlich in South Carolina montiert, wahrscheinlich weil dort
die Arbeitskosten und der gewerkschaliche Einuss geringer als
in Washington State sind (Kavage 2004,   www.boeing.com ). Da
die Flugzeuge ohnedies an Fluggesellschaen auf der ganzen Welt
geliefert werden und die Städte nicht nur auf nationaler Ebene,
sondern auch auf internationaler Ebene in einer starken Konkur
renz zueinander stehen, könnte theoretisch die Endmontage an
jedem anderen Standort der Welt erfolgen. Die Zukun der Jet
City ist keinesfalls gesichert, zumal sich in den vergangenen Jah
ren in Europa mit Airbus ein ernsthaer Konkurrent entwickelt
hat. Neue Schwierigkeiten kündigten sich Anfang 2013 an, als
der neue Dreamliner wegen Problemen mit der Batterie, die zu
Bränden führen können, und weiteren Pannen bis auf Weiteres
Flugverbot erhielt. Umgehend setzte in der Puget SoundRegion
eine Kündigungswelle bei Boeing und Zuliefererbetrieben ein.
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5.10.2 Diversifizierung
Mit Blick auf die unsicheren Aussichten für die Flugzeugindus
trie ist es günstig, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten in
der Puget SoundRegion weitere global tätige Unternehmen mit
guten Zukunsaussichten entwickelt haben ( . Tab. 5.6 ). 1975 ha
ben Paul Allen und Bill Gates, die beide ursprünglich aus Seattle
stammen, gemeinsam die Firma Microso in New Mexico ge
gründet, um für den dort produzierten Computer Altair 8800
Programme zu entwickeln. 1978 verlegten sie das Unternehmen
Microso, das ab sofort ohne Bindestrich geschrieben wurde,
nach Bellevue nahe der Stadt Seattle, wo sie wenige Jahre spä
ter im Aurag von IBM das Betriebssystem MSDOS (Microso
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