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cherheitskräe sorgen heute für Recht und Ordnung, und die
Kriminalität gehört der Vergangenheit an. Der Platz ist eine Oase
der Erholung mitten in New York, aber auch einer der umstrit
tensten öentlichen Plätze der Stadt. Eine teure Eislauahn im
Winter und ein Weihnachtsmarkt zählen zu den vielen Attrak
tionen. Besonders die Fashion Week, die viele Jahre im Früh
jahr und im Herbst im Bryant Park stattfand, ist auf groe Kritik
gestoen. In groen Zelten präsentierten weltbekannte Desig
ner ihre Kollektionen ausschlielich geladenen Gästen. Die Öf
fentlichkeit hatte in diesen Wochen keinen Zugang zum Bryant
Park, der sich durch die Vermietung von Flächen zu einem guten
Geschä mit Einnahmen von bis zu rund 7 Mio. USDollar jähr
lich entwickelt hatte. Der Protest gegen die Modenschau wurde
schlielich so stark, dass das Megaereignis 2010 erstmals in den
Damrosh Park nahe des Lincoln Center of the Performing Art
verlegt wurde (Madden 2010, Vanderkam 2011). Bryant Park ist
heute weit attraktiver als in den 1970erJahren. Mütter mit Kin
dern, shopper, Büroangestellte, Touristen und Obdachlose, die
allen Ethnien angehören, nutzen gemeinsam den Platz, um sich
hier auszuruhen, Freunde zu treen, andere Menschen zu beob
achten, Schach zu spielen oder auf dem Laptop zu arbeiten. Der
Platz zieht immer noch Unerwünschte an wie Trinker, Obdach
lose oder auch nur Menschen, die auallend schlecht gekleidet
sind und oensichtlich tagsüber keinen anderen Aufenthaltsort
haben. Aber diese Menschen sind in der Minderheit und werden
von anderen Besuchern nicht als störend wahrgenommen (Gratz
und Mintz 1998, S. 3842). Die BIDs, die mit privaten Mitteln
zu einer Aufwertung ausgewählter Bereiche in den Innenstädten
beitragen sollen, werden ähnlich stark kontrolliert wie Bryant
Park oder Shopping Center. Die Schaung sauberer und sicherer
Räume gilt als eine wichtige Voraussetzung zur Revitalisierung.
Hierzu gehören die permanente Überwachung durch Kameras,
private Sicherheitskräe und städtische Polizei sowie notfalls die
Vertreibung von unerwünschten Personen (Marquardt und Fül
ler 2008, S. 126127).
. Abb. 4.43 Obdachloser in San Francisco
200 dort lebenden Obdachlosen und vertrieben sie. Die Zelte und
alles, was die Obdachlosen angesichts der überstürzten Flucht zu
rückgelassen hatten, elen Bulldozern zum Opfer. Die Räumung
von Tompkins Square Park war zwar besonders rabiat, aber kein
Einzelfall. New York sollte in den 1990erJahren gesäubert und
von allen unerwünschten Elementen befreit werden. Nach dem
Vorbild New Yorks führten bald andere konservative Städte wie
Miami und Atlanta, aber auch liberalere Orte wie San Francisco
oder Seattle ähnliche Manahmen durch (Smith 2010, S. 203
207). Besonderes Aufsehen erregten die wiederholten gewaltsa
men Auseinandersetzungen im People's Park in Berkeley unweit
von San Francisco, auch wenn die Hintergründe hier zunächst
andere waren. Hier hatte es bereits 1969 Spannungen zwischen
Anwohnern und Studenten der Berkeley University gegeben. Als
in dem Park unerlaubterweise gegen den Vietnamkrieg demons
triert wurde, gri die National Guard ein und es kam zu einer
groen Zahl von Verletzten. In den folgenden zwei Jahrzehnten
entwickelte sich der Platz zu einem (illegalen) Wohnort von Ob
dachlosen, und 1989 kam es zum 20. Geburtstag der Unruhen
wieder zu Ausschreitungen. Im Folgenden wurde die Debatte um
die Duldung von Obdachlosen auch an anderen Standorte wie
im Golden Gate Park von San Francisco aufgegrien (Mitchell
2003, S. 118160).
Obdachlose sind eine äuerst heterogene Gruppe und ent
sprechen keinesfalls dem Vorurteil, alle geisteskrank oder zu faul
zum Arbeiten zu sein. Auallend hoch ist der Anteil der Kriegs
veteranen, aber angesichts der groen Zahl von Zwangsversteige
rungen von Wohneigentum als Folge der Immobilienkrise in den
4.8.3
Obdachlose ohne Bürgerrechte
Da es in den USA nur in sehr begrenztem Umfang Arbeitslosen
unterstützung und Sozialleistungen gibt und mittellose Haus
besitzer schnell ihr Eigentum verlieren, wenn sie die Hypothe
ken nicht zahlen, ist die Zahl der Obdachlosen weit höher als
in Deutschland ( . Abb. 4.43 ). Da die shelter (Notunterküne)
meist nur nachts zur Verfügung stehen, ziehen die Obdachlosen
tagsüber mit ihrem Hab und Gut, das sie o auf Einkaufswagen
geladen haben, durch die Städte. Viele Obdachlose meiden die
unattraktiven und angeblich unsicheren shelter ganz und schla
fen in Parks, in Hauseingängen oder unter Brücken, wo sie na
türlich nicht immer gerne gesehen sind. Besonders wenn sich
eine gröere Zahl von Obdachlosen auf bestimmte Standorte
konzentriert, entsteht bei den Anwohnern ein Gefühl der Unsi
cherheit. Besonderes Aufsehen erregte die gewaltsame Räumung
von Tompkins Square Park an New Yorks Lower East Side. Nach
dem mehrfach erfolglos versucht worden war, die Bewohner
des Parks zu vertreiben, rückten am 3. Juni 1991 morgens um
fünf Uhr 300 Polizisten in Kampleidung an, weckten die rund
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