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gibt es keine politishen Unruhen, in kaum einem Land ist der Zugang zu Rohstof-
fen so siher.« 289 Das leuhtet natürlih ein.
Wer über die Nutzung von Rohstofvorkommen auf unserem Planeten nahdenkt,
muss sih freilih immer wieder die Frage stellen: Ist die Ausbeutung dieser
Vorkommen auh wirklih nötig? Es kann shließlih niht immer nur um ein Mehr
an Ressourcennutzung gehen - zumindest niht bei Ressourcen, die endlih sind. Zu
dieser Erkenntnis war ein erzgebirgisher Bergmann bereits im Jahr 1713 gekom-
men. Hans Carl von Carlowitz forderte damals seine Zeitgenossen dazu auf, ihren
Verbrauh an Holz zu begrenzen. Das war in großen Mengen zum Abstützen der
Stollen im Berg nötig, als das Erzgebirge unter dem Ansturm der Silbersuher erzit-
terte. Oberberghauptmann Carlowitz in seinem Freiberger Amtshaus - es ist das
Gebäude, in dem ih im Sommer 2011 Reinhard Shmidt besuht habe (siehe Kapitel
drei) - hate Bedenken. Ihm war klar, dass der Holzeinshlag niht mit immer
größerem Tempo weitergehen konnte. Kaum ein Baum stand mehr auf den einst so
diht bewaldeten Hängen des Erzgebirges. Und so verfasste der Sohn eines kursäh-
sishen Forstmeisters seine Mahnung in der Shrit Sylvicultura Oeconomica oder
Haußwirthlihe Nahriht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-
Zuht . 290 In seinem Werk forderte Carlowitz eine »continuierlihe beständige und
nahhaltende Nutzung« des Holzes, bezeihnete diese sogar als »eine unentbehr-
lihe Sahe«.
Modernen Zeitgenossen gilt der wakere Berghauptmann deswegen als eine Art
Vater des Nahhaltigkeitsgedankens. Dabei hat ein anderer Sohn der Gegend noh
viel früher eine eindrüklihe Warnung vor der Gier der Bergleute und ihren dram-
atishen Folgen verfasst. Der im böhmishen Eger geborene Paulus Niavis - oder
Paul Shneevogel - hate bereits um das Jahr 1495 seine kleine Erzählung Iudicium
Iovi s 291 veröfentliht. Der dünne Band berihtet davon, wie ein Wandersmann eine
Gerihtsverhandlung der Extraklasse belausht. Antike Göter sitzen in einem
Erzgebirgstal über den Taten des homo montanus , des Bergmannes, zu Geriht.
Dieser habe die Muter Erde, mater terra , rüde geshändet. Die Erde habe den
Menshen zwar Jahr für Jahr mit allem Notwendigen versorgt, doh der habe den
Hals niht voll genug bekommen können. Deswegen durhwühle er nun auf der
Suhe nah Reihtümern den Boden. Der Körper der planetaren Muter werde rük-
sihtslos zerleisht - für etwas, das weder Leib noh Seele gutue.
Besitzer moderner Elektrogeräte mögen an dieser Stelle argumentieren, dass ein
iPad eben manhmal doh genau das tue - nämlih Leib und Seele gut. Und dafür
 
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