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In-Depth Information
Kapitel 5
Neue Technologien des Lesens
Blickt man auf dieses E-Book, geschehen merkwürdige Dinge: Als ob es
wüsste, welchen Satz man gerade liest, erscheinen neben dem Text passende
Bilder, werden Regionen auf einer Landkarte hervorgehoben oder Erläuter-
ungen eingeblendet. Ansehen kann man es sich am Deutschen Forschung-
szentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern. Natürlich ist es
keine Zauberei, was dieses System leistet, sondern beruht auf einer simplen
Grundidee: das Verfolgen des Blicks beim Lesen. Das eyeBook , wie die
Entwickler um Ralf Biedert das System nennen, nutzt dazu eine Vorrichtung,
mit der genau dies realisiert werden kann, einen sogenannten Eye Track-
er . 149 Solche Blickverfolgungssysteme gibt es schon länger, sie waren aber
bisher sehr teuer, schwierig anzuwenden und wurden deshalb fast aus-
schließlich zu Forschungszwecken verwendet. Mittlerweile hat sich das
geändert, und das eyeBook nutzt dies aus. Auf der Unterseite eines Compu-
terbildschirms beindet sich ein für den normalen Benutzer kaum wahrnehm-
bar Eye Tracker . Liest dieser auf dem Bildschirm einen Text, dann ermittelt
das Gerät, wo er gerade hinschaut.
Auf dem Bildschirm wird der digitale Text also nicht nur statisch präsen-
tiert, das System erkennt vielmehr, wie der Benutzer den Text liest, und stim-
mt die Textpräsentation darauf ab. Die DFKI-Forscher haben sich eine ganze
Reihe von Funktionen überlegt, mit denen sie das Lesen auf diese Weise an-
reichern. Neben zusätzlichen Materialien, die passgenau zu einer bestimmten
Stelle im Text eingeblendet werden, sind dies etwa Erläuterungen einzelner
Wörter: Betrachtet der Leser in einem englischsprachigen Text ein Wort
länger als gewöhnlich, wird darüber seine deutsche Übersetzung angezeigt.
Auch das Umblättern entfällt - Textpassagen werden dem Lesefortschritt
entsprechend eingeblendet. Eine besondere Funktion hat man sich für Sch-
nellleser ausgedacht: Registriert das System, dass der Blick in größeren
Sprüngen über den Text geführt wird, hebt es die bedeutungstragenden
Wörter (Substantive, Verben, Adjektive) hervor, während alles andere
verblasst. Dadurch wird es einfacher, beim schnellen Lesen den Sinn des
Textes zu erfassen. Ergänzt wird all dies durch eine Sprachein- und -ausgabe.
Blickt der Leser auf ein Wort und fragt danach, wie dieses Wort auszus-
prechen ist, antwortet ihm eine computergenerierte Stimme und lässt das
 
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