Information Technology Reference
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umzugehen, wird dadurch ergänzt um die Art des Computers. Das inhaltlich
verstehende, langsame Lesen und Schreiben des Menschen trift dabei auf
das ohne tiefergehendes Verständnis erfolgende, aber sehr schnelle Lesen
und Schreiben des Computers. Im besten Fall ließt beides zusammen, und
ich möchte deshalb im Folgenden von hybridem Lesen und Schreiben
sprechen.
Der Computer führt jede Art digital kodierter Informationen in seinem
Speicher ununterscheidbar zusammen. Diese Art der technischen Datenin-
tegration hat dazu geführt, dass auf der Grundlage von graischen Benutzer-
schnittstellen Programme entstanden sind, in denen die unterschiedlichen
Informationsarten auch für den menschlichen Nutzer integriert dargestellt
und durch ihn manipuliert werden können. Es handelt sich um Textverarbei-
tungsprogramme, die graische Gestaltung und die Aufnahme von Bildern
zulassen, Präsentationsprogramme, Web-Browser, Desktop-Publishing-Pro-
gramme und anderes. Nutzen wir derartige Programme als Schreibende,
dann haben wir kontinuierlich darüber zu entscheiden, ob und in welchem
Medium unsere Inhalte erscheinen sollen. Soll ich einen weiteren Absatz
schreiben oder lieber eine schematische Graik entwickeln? Wäre an dieser
Stelle eine Beschreibung geeignet oder doch eher ein Foto? Auch der Leser
muss auf Seiten, die als Informationslächen gestaltet sind, eine Vielzahl von
Fragen beantworten: Wo blicke ich als Erstes hin? Was hängt womit zusam-
men? Was bedeutet die graische Gesamtanordnung? Wir haben es hier also
mit multimedialem Lesen und Schreiben zu tun. 148
Die Vernetzung von Computern im Internet schließlich befördert die Kom-
munikation zwischen den Nutzern der Computer. Kommunikation ist ein zen-
traler Aspekt sozialen Verhaltens von Menschen. Nutzen wir die Möglich-
keiten der Vernetzung beim Lesen und Schreiben von Texten, so erhalten
diese Kulturtechniken eine neue Dimension: die der unmittelbar sozialen
Rückkopplung. Es soll deshalb im Folgenden von sozialem Lesen und
Schreiben gesprochen werden. Dies kann sich einerseits auf die beteiligten
Leser und Schreiber beziehen - soziales Lesen, soziales Schreiben -, ander-
erseits aber auch auf die Texte: Stelle ich von meinem Text durch einen Link
eine Verbindung zu einem Text von jemand anderem her, dann ergibt sich
ebenfalls eine soziale Beziehung - nicht über die Menschen direkt, aber in-
direkt durch ihre Produkte.
Damit haben wir zu den drei technischen Triebkräften der Digitalisierung
- Automatisierung, Datenintegration und Vernetzung - drei kulturelle
Tendenzen ermittelt, die den Umgang mit digitaler Schrift zunehmend prä-
gen: Hybridität, Multimedialität und Sozialität. Diese Tendenzen stellen drei
 
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