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Autorität des Textes: Eng verwandt mit dem Konzept »Bildung durch
Lesen« ist das der Autorität von Texten. Damit ist die vor allem in Gymnasi-
um und Hochschule erfolgende Ausrichtung des Lernens auf Lehrbücher
und Hauptwerke wichtiger Wissenschaftler oder Schriftsteller gemeint. Bes-
timmte Bücher erhalten dadurch eine herausgehobene Bedeutung, eine be-
sondere Autorität in der Darstellung eines Gegenstands. Diese Sichtweise
auf bestimmte Bücher wird auf Bücher überhaupt übertragen: Das
gedruckte Buch besitzt als solches eine Aura der Geltung, der Gültigkeit
seiner Inhalte.
Authentizität des wissenschaftlichen Textes: Im Bereich des wis-
senschaftlichen Publizierens in Forschungsinstitutionen nimmt die
Autorschaft eines Textes eine besonders herausgehobene Position ein. Durch
sie ist nämlich nicht nur die Gültigkeit des Inhalts, sondern auch die der im
Text beschriebenen Handlungen, Vorgehensweisen und Tätigkeiten - der
Forschungsarbeiten - zu bezeugen. Ist ein Text also als ein wissenschaftlich-
er Text anerkannt, kann er umgekehrt von dieser Eigenschaft proitieren
und besondere Authentizität für sich in Anspruch nehmen, selbst wenn im
innerwissenschaftlichen Diskurs die dargestellten Erkenntnisse umstritten
sein mögen - eine Funktion wissenschaftlicher Texte, die wir aus öfent-
lichen Kontroversen (beispielsweise der Klimadebatte) gut kennen.
Statische Textualität von Wissen: Durch die Mechanismen der wis-
senschaftlichen Kommunikation wird auch einem Konzept Vorschub
geleistet, nach dem Wissen ausschließlich in textueller Form vermittelt wird,
ja vermittelt werden kann. Die Annahme, dass Wissen als Text und durch
Texte darstellbar ist, ist eine Grundüberzeugung in diesem Bereich, selbst
wenn jeder Wissenschaftler durch seine aktive Forschungstätigkeit weiß,
dass es daneben sehr viele Arten von Wissen gibt, die dabei unverzichtbar
sind, etwa praktische Erfahrungen bei der Labortätigkeit. 118 Und jeder
dieser Texte ist statisch, also unveränderlich, nachdem er einmal publiziert
wurde, und speichert damit einen Erkenntniszustand, der zum Zeitpunkt
seiner Publikation gegolten hat - statische Textualität.
Hierarchie des Wissens: Die Notwendigkeit, Bücher in einer Bibliothek ir-
gendwie zu ordnen, macht das Vorhandensein von Kriterien erforderlich,
nach denen dies geschehen kann. Wählt man inhaltliche Kriterien und fasst
zugleich eine Bibliothek als einen Speicher für Wissen auf, dann sind die
Teilbereiche der Bibliothek als Teilbereiche des Wissens aufzufassen. Weit-
ere Unterteilungen großer Bereiche führen nicht nur zu einer systemat-
 
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