Information Technology Reference
In-Depth Information
1480 und in Leipzig seit Mitte des 17. Jahrhunderts. Zwischen Verlag und
etabliertem Einzelhandel entstanden schließlich im Umfeld der Messen
Zwischen- und Großhändler, und alle fanden sich ab 1825 im Leipziger
Börsenverein der deutschen Buchhändler zusammen, in dem die Interessen
von Verlagen, Händlern und buchproduzierendem Gewerbe zum wirtschaft-
lichen Wohle aller miteinander in Einklang gebracht werden sollten. Heute
organisieren Verlage die Herstellung von Büchern als kulturelle Güter, als
physische Güter werden Bücher bis heute von Spezialbetrieben gesetzt,
gedruckt, gebunden, von Grossisten werden sie gelagert und im Speditions-
betrieb an den Buchhandel ausgeliefert - eine komplexe Logistikkette mit
vielen spezialisierten Dienstleistern. Diese Infrastruktur rund um das
gedruckte Buch wird trotz ihres materiellen Charakters als ein zentrales
Element der Schriftkultur, ja der gegenwärtigen Kultur überhaupt ver-
standen. Die Interessen derjenigen, die das Buch als Kulturgut gefährdet se-
hen, geraten dabei häuig in Konlikt mit den Interessen derjenigen, die es
als eine Ware begreifen.
Die sicherlich am deutlichsten wahrnehmbare Infrastruktur, die um das
Buch herum entstanden ist, ist die der Speicherung: die Bibliothek . 101 In der
Einleitung zu diesem Kapitel haben wir gesehen, in was für einer Kathedrale
man in New York vor hundert Jahren die Stadtbücherei untergebracht hat.
Ganz am Anfang waren Bibliotheken jedoch kaum mehr als Archive. Archive
haben die Funktion, Texte zu registrieren, abzulegen und für eine bestimmte
Nutzung zugänglich zu halten. Schon in der griechischen Antike wurden
Schriftrollen in speziellen Räumen in Tempeln gelagert. Mit der Bibliothek
von Alexandria und der ersten öfentlichen Bibliothek in Rom ab 39 nach
Christus 102 aber hatte sich die Bibliothek nicht nur als ein Archiv für
Schriftrollen, sondern als Ort des Wissens im übertragenen Sinne etabliert.
Dieses Wissen sollte dann geordnet und durch den Ausbau der Bibliothek
systematisch erweitert werden. Im frühen Mittelalter entstanden Bibliothek-
en als üblicher Bestandteil eines jeden Klosters, auch wenn diese manchmal
nur wenige Dutzend Bücher umfassten. Die kostbaren Manuskripte wurden
in verschließbaren Schränken oder Kisten aufbewahrt, später standen sie,
und das war schon ein großer Fortschritt, auf speziellen Pulten dem Leser
zur Verfügung - angekettet. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks begannen
vor allem die Universitätsbibliotheken als wissenschaftliche Universalbiblio-
theken zu lorieren, aus Prestigegründen bald aber auch fürstliche Biblio-
theken. Um sie repräsentativ auszustatten, wurden kaum Kosten und Mühen
gescheut, wie man es in der wunderschönen, nach dem verheerenden Brand
 
Search WWH ::




Custom Search