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Kapitel 3
Schriftkultur
Wenn man in New York am südlichen Ende des Times Square nach links in
die 42. Straße einbiegt, erreicht man nach kaum 300 Metern den schönen
Bryant Park, an dessen hinterer Seite ein außergewöhnliches Gebäude steht.
Die New York Public Library ist eine der prächtigsten Bibliotheken der Welt
und zugleich Hauptgebäude eines Netzwerks von 87 Stadtteilbüchereien, die
in ganz New York von der Stadt unterhalten werden. 1911 wurde das Ge-
bäude nach zwölf Jahren Bauzeit auf dem Grundstück eines alten Trink-
wasserspeichers eröfnet, und es war schon damals eine Sensation. 61 Zwar
fand der Beaux-Art-Stil, eine Mischung aus griechischer und römischer
Antike, italienischer Renaissance und französischem Barock, in jener Zeit
auch bei anderen öfentlichen Gebäuden Anwendung, etwa beim berühmten,
nur ein paar Hundert Meter weiter die 42. Straße hinunter gelegenen
Bahnhof, dem Grand Central Terminal. Doch Architektur und äußere wie in-
nere Ausstattung der Public Library bleiben unerreicht.
Man betritt das ganz mit weißem Marmor verkleidete Gebäude von der
Fifth Avenue aus durch einen Portikus, der das Aussehen und die Dimension-
en eines römischen Triumphbogens besitzt. Links und rechts bewachen zwei
überlebensgroße Marmorlöwen den Eingang ins Reich der Bücher, »Pa-
tience« und »Fortitude« genannt (»Geduld« und »Stärke«). Von der erhaben-
en Eingangshalle, der Astor Hall, benannt nach einem der Stifter, erreicht
man über palastartige Treppenkonstruktionen den im zweiten Obergeschoss
liegenden Vorraum zum Allerheiligsten: die holzvertäfelte und mit prächtigen
Gemälden geschmückte Rotunde. Durch ein Portal, über dem wie ein Marien-
bild die Darstellung einer Mutter prangt, die ihrem Sohn das Lesen beibringt,
gelangt man ins operative Zentrum der Bibliothek, den Katalograum. In
diesem Raum, eigentlich ein Saal, gibt man bei den Bibliothekaren auf einer
Karten seine Order ab, nachdem man auf einem der dort bereitstehenden
Computer die Daten des Buchs herausgesucht hat, das man benötigt. Die
Order geht von dort per Rohrpost in eines der sieben Untergeschosse der
Bibliothek, und innerhalb von nur zwanzig Minuten wird das gewünschte
Buch geliefert. Alle sieben Millionen Bücher, die allein in diesem Bereich der
Bibliothek den Lesern zur Verfügung stehen, verlassen das Gebäude jedoch
nie - einen Ausleihbetrieb gibt es nicht -, sie müssen in der Bibliothek selbst
 
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