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Person stehen, verwenden wir andere Wörter, bilden wir unsere Sätze an-
ders und sind insgesamt spontaner als in einer öfentlichen Situation mit
Menschen, die wir kaum kennen, die vielleicht sogar anonym sind und die
auch andere Erwartungen haben an das, was wir mitteilen. Sich darauf
richtig einzustellen, lernen wir über Jahre in der Schule, aber die elektronis-
chen Medien (Telefon, Radio, Fernsehen) und erst recht die digitalen (Com-
puter und Internet) haben unsere Wahrnehmung von Nähe und Distanz
ziemlich durcheinander gebracht. Unsicherheiten und Kritik an der Online-
Kommunikation sind häuig darauf zurückzuführen, dass die Bedingungen
der schriftlichen Kommunikation - zum Beispiel öfentlich gegenüber privat
- nicht erkannt oder bewusst ignoriert werden. Klare Regeln gibt es aber in
vielen dieser neuen Kommunikationsbereiche nicht. Ist eine Facebook-
Statusmeldung etwa konzeptionell mündlich oder schriftlich zu formulieren?
Kapitel 2.3
Der Träger der Schrift
Schrift ist also immer etwas Visuelles. 20 Damit ein Schriftzeichen aber wahr-
genommen werden kann, benötigt es einen Träger, ein Medium. Trägermedi-
en gab es in der Geschichte des Schreibens viele: Knochen, Stein, Ton, Holz,
Wachs, Metall, Papyrus, Pergament, Papier 21 - geschrieben werden kann ei-
gentlich auf allem, was fest genug dafür ist. Jedes dieser Materialien besitzt
Eigenschaften, die das Aussehen der Schrift und das Schreiben beein-
lussen. Möchte man Metall als Trägermedium nutzen, muss man mit
Gravur-Werkzeugen schreiben. Auf Papier kann man eine Feder, einen Stift
oder einen Pinsel benutzen - die Schrift sieht dann jeweils etwas anders aus.
Die besondere Gestalt chinesischer Schriftzeichen ist darauf zurück-
zuführen, dass sie mit einem Pinsel geschrieben wurden; waagerechte und
senkrechte Linien sind damit präziser zu gestalten als Rundungen. In der
chinesischen Siegelschrift, die bei Gravuren zum Einsatz kommt, sehen die
Zeichen deshalb ganz anders aus, da sie Rundungen aufweisen und eine
gleichmäßige Linienstärke haben. Die Gestalt der meisten heute geläuigen
Druckschriften für das lateinische Alphabet geht auf die Capitalis Monu-
mentalis zurück, eine Schriftart, die die Römer für Inschriften auf Säulen
und Fassaden verwendeten. 22 Die geradlinige, schnörkellose Form dieser
Schrift ist durch die Bedingungen des Steinmetzhandwerks und der Les-
barkeit aus großen Entfernungen geprägt.
 
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