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tion hingegen wird der Einluss auf das Fach durch die Wirkung der Kom-
munikation gebildet. So können auch jüngere, noch nicht etablierte Wis-
senschaftler großen Einluss gewinnen, und ofizielle Institutionen und
Fachgemeinschaften verlieren an Bedeutung. Anders als in früheren Zeiten
ist deshalb auch der etablierte Wissenschaftler gezwungen, sich in diesem
weitgehend hierarchiefreien Kommunikationsraum zu bewegen, wenn er
wissen will, was in seinem Fach passiert. Denn hier indet die tatsächliche
Forschungstätigkeit ihren unmittelbaren Widerhall.
Der Rückgang der Bedeutung institutioneller Zusammenhänge für die
Forschung besitzt aber auch eine Schattenseite. Institutionen sind schließ-
lich soziale Instrumente, um Kommunikations- und Entscheidungsprozesse
vorzustrukturieren und sie von der ständigen Aushandlung der kommunikat-
iven Rahmenbedingungen (Wer kommuniziert wann mit wem? Welche Sch-
ritte sind dabei zu durchlaufen?) zu entlasten. In der egalitären Kommunika-
tion im Netz gibt es diese Mechanismen nicht, so dass ein in sich kreisender
Kommunikationsverlauf entstehen kann: Unterschiedliche wissenschaftliche
Positionen werden gegeneinander ins Feld geführt, ohne dass sie in einen
fruchtbaren Wettbewerb miteinander treten. Institutionelle Mechanismen
der Kommunikationsorganisation werden schließlich durch rhetorische
Mechanismen ersetzt, so dass schließlich nur das als wissenschaftlich gültig
angesehen wird, was geschickt »verpackt« ist. Mit den Möglichkeiten der
Multimedialität ist diese Tendenz noch verstärkt worden, lassen sich doch
Informationen so viel besser vermitteln, wenn sie visuell gut darstellbar sind
und durch angenehme Gestaltung einen positiven Eindruck hinterlassen.
Forschungsinstitutionen müssen deshalb einen Mittelweg inden, um sowohl
aus den Impulsen, die aus einer ofenen, vernetzten Wissenschaftsszene her-
vorgehen, als auch aus den Strukturen, die den Forschungsprozess lenken
und efektivieren, den bestmöglichen Nutzen zu ziehen.
Kapitel 9.5
Presse und Zensur
Stirbt der Journalist alten Schlages bald aus? Man könnte dies fast meinen
angesichts der verschiedenen neuen Arten, Nachrichten und Deutungen zu
verbreiten. Nachrichten-Aggregatoren wie Google News stellen Meldungen
von Online-Zeitungen automatisch zusammen, ohne dass auch nur ein einzi-
ger menschlicher Redakteur einen Blick darauf werfen müsste. Twitter er-
 
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