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tellung und Zusammenführung aller Arten von Informationen als »Wissens-
rohstof« 332 spezialisiert sind.
Wie es scheint, sollten Bibliothekare zwar nicht zu Informatikern werden,
aber zu Spezialisten für digitale Informationen. Die kulturellen Tendenzen
der Hybridität, der Multimedialität und der Sozialität prägen Bibliotheken
schon heute, weshalb sie sich auch in ihrer Organisationsstruktur wandeln.
Mit der Digitalisierung historischer Werke und der Bereitstellung von In-
frastrukturen für Forschungsdaten gehen sie engere Verbindungen zu ein-
zelnen Fachdisziplinen ein als je zuvor. Bei der Entwicklung der inhaltlichen
Zusammenführung von Informationen werden sie zu eigenständigen
Forschungsinstitutionen. In einer Zeit, in der die Verfügbarkeit von Daten
eine immer größere Rolle in der Wissenschaft spielt, wandeln sie sich von
bloßen Dienstleistern zu eigenständigen Akteuren im Forschungsprozess.
Allerdings stellt sich dabei auch die Frage, ob sich in diesem Engagement
nicht ein in sich geschlossener Kreislauf verbirgt: Forschungsdaten werden
immer leichter verfügbar, wodurch neue Daten besser generiert werden, die
dann wiederum verfügbar gemacht werden müssen. Kann die Wissenschaft
an Forschungsdaten »ersticken«? Beeinlusst die Art und Weise, wie Inform-
ationen gesammelt werden, möglicherweise die Fragestellungen, die er-
forscht werden? Der Erfolg der Datenorientierung, der im Ökosystem Wis-
senschaft gegenwärtig als evolutionärer Trend zu erkennen ist, muss immer
wieder bewusst durchbrochen werden, um überhaupt noch übergreifende
Deutungen zu ermöglichen. Die Qualität von Bibliotheken wurde schließlich
schon immer nach zwei Kriterien beurteilt: Quantität und Ordnung. Auch die
digitale Bibliothek der Zukunft muss neben der Quantität der Informationen
deren Ordnung im Blick behalten - und Ordnung ergibt sich auch in di-
gitalen Daten nicht von selbst.
Die Online-Zeitschrift Plos One ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, wie sich
die Digitalisierung von Lesen und Schreiben auf den Umgang mit
Forschungsergebnissen auswirkt. Beiträge werden in dieser Online-Zeits-
chrift viel schneller publiziert als in traditionellen wissenschaftlichen Zeits-
chriften, selbst wenn diese neben ihrer Druckversion auch digitale Ausgaben
anbieten. Trotzdem wird bei Plos One ein Begutachtungsprozess durchge-
führt, der die Qualität der Beiträge sicherstellt. Aber auch nach der Publika-
tion der begutachteten Beiträge geht der Publikationsprozess weiter: Sie
können kommentiert werden, und die Autoren können Fehler korrigieren
 
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