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Orten in der Welt archiviert sind und man erst durch ihre digitale Veröfent-
lichung merkt, dass sie zusammengehören. 330
Anhand solcher Dokumente kann man sehen, dass Bibliotheken schon im-
mer nicht nur Bücher bereitgestellt, sondern auch schriftliche Forschungs-
daten archiviert haben. Forschungsdaten sind die Rohdaten der Forschung,
aus denen durch Auswertung und Deutung neue Erkenntnisse entstehen. In
Forschungsbibliotheken werden heute alle Arten von digitalen Forschungs-
daten gespeichert und für Wissenschaftler verfügbar gemacht, in den Natur-
wissenschaften und der Medizin ebenso wie in den Geistes- und Sozialwis-
senschaften. Diese Daten »indbar« und »lesbar« zu machen, indem sie mit
Metadaten versehen werden, ist eine eigene, neue Herausforderung für
Forschungsbibliotheken geworden.
Generell hat sich das Tätigkeitsspektrum von Bibliotheken dadurch erheb-
lich erweitert, dass durch die Digitalisierung auch die Inhalte der Texte aus-
gewertet werden können. Früher war nach der Einordnung eines Buchs in
eine bestimmte Systemstelle und der Vergabe von ein paar Schlagwörtern
das Ende der inhaltlichen Erschließung bereits erreicht. Heute kann ein di-
gitaler Text mit Leichtigkeit komplett nach bestimmten Wörtern oder Wort-
gruppen durchsucht werden. Aus dem Bibliotheksbestand können deshalb
viel detailliertere, konkretere Informationen herausgezogen werden als nur
Listen der für bestimmte Themen einschlägigen Bücher. Das automatisierte
Lesen wird dabei mit der Systematik der bibliothekarischen Erfassung ver-
bunden, so dass Suchanfragen wesentlich zielgenauer beantwortet werden
können als bei einer Internetsuche per Google oder Bing. Unter Ausnutzung
von Begrifsnetzwerken mit Bedeutungsbeschreibungen lösen sich diese Ver-
fahren zunehmend von den im Text verwendeten Wörtern und ermöglichen
es, nach Informationen als solchen zu suchen, unabhängig davon, wie sie
sprachlich ausgedrückt sind.
Werden solche Informationen, die aus sehr vielen Texten gezogen werden,
in einen Zusammenhang gebracht, können sogar ganz neue Forschung-
serkenntnisse gewonnen werden - ganz ohne dass ein Wissenschaftler das
Labor betreten muss. In dem im Web frei zugänglichen Wissenschafts-
magazin Plos One werden unter der Rubrik »Bibliothekswissenschaft«
(»Library Science«) derartige Studien veröfentlicht. 331 Dort kann man beis-
pielsweise erfahren, dass das Vorkommen eines bestimmten Gens beim
Menschen die Wahrscheinlichkeit für Lungenkrebs erhöht - ermittelt durch
Metaanalyse von 52 Fachartikeln, in denen dieses Gen behandelt wird. Bib-
liotheken sind, das zeigen solche Auswertungen, längst nicht mehr nur
Archive für Bücher, sondern auch Institutionen, die auf die Plege, Bereits-
 
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