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es gerade bei Seminar- und Examensarbeiten weiterhin eine große Zahl von
Plagiatsfällen mit einer wohl noch größeren Dunkelzifer. Wirklich interess-
ant wird es, wenn aus bereits plagiierten Arbeiten plagiiert wird, was sich
gelegentlich durch die Übernahme von Fehlern nachweisen lässt. Wis-
senschaftliches Schreiben lässt sich auf diese Weise nicht erlernen, und erst
recht nicht wissenschaftliches Denken. Das zweite Phänomen ist die
Präsentation. Zwar stellen wissenschaftliche Präsentationen nicht per se ein
Problem dar, doch ist in vielen Fällen zu beobachten, dass mit ihnen die
sprachliche Ausformung der wissenschaftlichen Kommunikation entweder
verarmt oder eine überlüssige Multimedialität praktiziert wird, die eher zur
Ablenkung vom wissenschaftlichen Inhalt als zu einem zusätzlichen Erkennt-
nisgewinn führt.
All diese Beispiele für überschüssige Auswirkungen technologischer
Trends der Digitalisierung zeigen, dass in akademischen Lehr- und Lern-
prozessen auf die menschliche Steuerung nicht verzichtet werden kann.
Eine Überautomatisierung sollte auch in diesem Bereich verhindert werden,
ebenso wie eine überbordende Analytik von Lernerdaten und erst recht die
Sedierung durch überlüssige Multimedialität. Universitäten sind aber schon
immer Laboratorien der Kommunikation gewesen, weshalb gerade zu Be-
ginn neuer technischer Entwicklungen immer wieder allzu euphorische
Übernahmen zu verzeichnen waren.
Für uns heute ist es wichtig, jede Art der Abkopplung automatischer Ver-
fahren zu verhindern, geschlossene Kreisläufe zu durchbrechen und
stattdessen auf hybride und soziale Verfahren des Lernens und Lehrens zu
setzen. Digitalisierung und Vernetzung sollten darüber hinaus Anlass sein,
die Organisation der Universität selbst zu überdenken. Universitäten en-
twickeln sich schon jetzt zu ofenen, selbstorganisierenden Netzwerken, die
die Grenzen zu anderen Universitäten und Institutionen an vielen Stellen
überschreiten. Eine strenge Hierarchisierung der Strukturen ist ihnen schon
immer wesensfremd gewesen. Universitäten ändern sich aber nicht allein
durch technologische Entwicklungen. Doch auch sie sind gegenwärtig den
Veränderungen kultureller Kommunikation unterworfen, die wir uns in den
vorangegangenen Kapiteln angesehen haben. Sich in ihrer sozialen Struktur
daran anzupassen, ist die große Aufgabe der Universitäten in unserer Zeit.
 
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