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chen Lehre angestoßen hat. Vorlesungen und Seminare werden mittlerweile
fast durchgängig durch Learning Management -Systeme (LMS) lankiert, die
man sich als spezielle soziale Netzwerke für die akademische Lehre vorstel-
len kann. Die Teilnehmer von Lehrveranstaltungen werden darin als eine
geschlossene Gruppe konstituiert, in der aktuelle Hinweise, Materialien,
weiterführende Informationen und Termine hinterlegt werden können. Ein
LMS wie das an deutschen Hochschulen weit verbreitete StudIP 326 beinhal-
tet außerdem eine Art Pinnwand, Möglichkeiten zum Chat und eine Wiki-
Funktion, mit deren Hilfe in einem Seminar gemeinsam Texte erstellt wer-
den können. Noch weitergehend sind Schnittstellen zu Bibliothek und Liter-
aturverwaltung, Arbeitsgruppenfunktionen und die Integration von kom-
pletten Lerneinheiten, die eigenständig erarbeitet werden können. Digitales
Lesen und Schreiben spielt auch bei akademischen Textsorten wie
Hausarbeit, Thesenpapier, Examens- und Doktorarbeit mittlerweile eine zen-
trale Rolle, Multimedialität hat in Gestalt von wissenschaftlichen Präsenta-
tionen Einzug erhalten. Automatisierte Suchvorgänge in digitalen Daten-
banken sind die vorherrschende Methode der Recherche geworden, und die
Universitätsbibliotheken arbeiten daran, einen immer größeren Teil ihrer
Bestände in digitaler Form verfügbar zu machen. Automatisierung, Datenin-
tegration und Vernetzung prägen also schon heute das Lesen und Schreiben
an der Universität.
Trotz der Ofenheit gegenüber dem digitalen Wandel in der Lehrpraxis hat
die Universität als Institution jedoch auf viele Fragen noch keine Antworten
gefunden. Die Digitalisierung fordert sie heraus zu hinterfragen, ob innere
Gliederung, Studienprogramme und Lehrorganisation nicht im Widerspruch
stehen zu den sich verändernden Kommunikationsbedingungen. Viele
Aspekte des Studiums sind nämlich dadurch geprägt, dass die Tätigkeit des
Studierens lange Zeit eine ortsgebundene Tätigkeit war. Bei Vorlesungen
und Seminaren kamen Studenten und Professoren in einem Raum zusam-
men, Bücher wurden an einem bestimmten Ort gelagert und gelesen, in der
Universitätsbibliothek. Das Wissen hatte einen Ort, und die Menschen traten
mit dem Wissen und untereinander vor allem an diesem einen akademischen
Ort in Kontakt.
Die Ortsgebundenheit von Wissen, Lehren und Lernen ist im Zeitalter des
Internets passé, das Verhältnis von Ort zu Netz aber ist weiterhin ungeklärt.
In den wenigsten Studiengängen inden sich fundierte Konzepte dazu, wie
Präsenz mit Vernetzung sinnvoll kombiniert werden kann. Bei welchen Tei-
len eines Studiums ist in Lehrveranstaltungen physische Präsenz notwendig,
bei welchen ist das digitale und vernetzte Lernen und Kommunizieren an-
 
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