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war der ursprüngliche Sinn der Volksschule, Lesen und Schreiben in latein-
ischer Sprache der der höheren Schule (s. Abschnitt 3.5). In der Schule ori-
entiert sich das, was Kinder und Jugendliche zu lernen haben, an dem, was
Erwachsene für kulturell sinnvoll und wichtig halten, um ihre eigene Kul-
turaufassung in die Zukunft zu tragen. Die Aufassungen darüber werden al-
lerdings immer auch aus der Tradition gespeist, und zuweilen wirken tradi-
tionelle »Bildungsideale« wie quasi-religiöse Ofenbarungslehren, deren
ursprüngliche Zweckorientierung kaum noch zu erkennen ist.
Universitäten wollen ihre Studenten nicht auf direktem Wege prägen, son-
dern fachbezogene Wissensbestände und Kompetenzen vermitteln. Dabei
wird meistens ein konkretes Ziel verfolgt, die Befähigung für einen bestim-
mten Beruf etwa oder mittels eines Examens der Erwerb einer formalen Qu-
aliikation, die für verschiedene Berufstätigkeiten eine Voraussetzung bildet.
Zwar besaß die Bildung an deutschen Universitäten mit der immer wieder
beschworenen Einheit von Lehre und Forschung auch lange eine religiöse
Aura, seit einigen Jahrzehnten überwiegt jedoch eine eher ökonomische
Aufassung von akademischer Bildung. Sie kann danach in bestimmten Fäch-
ern durch Kurse, Module und Studiengänge erworben werden, welche über
festgelegte Mengen von Arbeitsstunden und Leistungsnachweise deiniert
sind. Bildung wird hier zu einem Dienstleistungsprodukt, das billig oder
teuer erworben werden kann und frisch zu konsumieren ist.
Nur vordergründig ist das Erlernen von Lesen und Schreiben nach der
Grundschule abgeschlossen. Zwar beherrschen die allermeisten Kinder nach
den ersten Schuljahren das Schriftsystem, die wichtigsten orthograischen
Regeln und das lüssige Lesen, doch weitet sich der Lernprozess in den
Jahren danach auf immer größere Bereiche des Umgangs mit Texten aus.
Dies bleibt nicht auf Interpunktionsregeln, die Eigenschaften unterschied-
licher Textsorten oder Lese- und Schreibstrategien beschränkt, sondern
führt nach und nach zum Erwerb einer eigenen Sprachvariante, des schrifts-
prachlichen Deutsch. Dieser Lernprozess setzt sich an der Hochschule fort,
wenn am Beispiel bestimmter wissenschaftlicher Textsorten - Lehrbuch,
Fachbuch, Aufsatz, Hausarbeit, Examensarbeit - immer komplexere Text-
und Sprachebenen erschlossen werden, lesend und schreibend.
Die Digitalisierung dieser Kulturtechniken und der Wandel durch Automat-
isierung, Datenintegration und Vernetzung werden sich dabei an sehr vielen
Stellen auswirken. Mit maschineller Unterstützung wird hybrid gelesen und
geschrieben, Texte werden wesentlich stärker multimedial aufgebaut und
die Sozialität von Inhalten, Lesern und Schreibern wird erhöht. Diese um-
fassenden Erweiterungen der alten Kulturtechniken des Lesens und
 
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