Information Technology Reference
In-Depth Information
aus den Verkaufsportalen stammenden Benutzerproilen abgeglichen wer-
den können. Kooperationen mit ähnlich marktbeherrschenden Unternehmen
in anderen Bereichen der Internet-Wirtschaft, etwa Facebook oder Google,
könnten diese Datensätze weiter verfeinern. Am Ende stehen Buchprodukte,
die auf den einzelnen Leser hinsichtlich seiner Vorlieben, Ansichten und
sozialen Beziehungen perfekt abgestimmt sind und ihm ein Höchstmaß an
Bestätigung all dessen vermitteln. Impulse, die eine intellektuelle oder polit-
ische Entwicklung auslösen, bleiben aus, bestehende soziale Zuordnungen
werden verfestigt, gemeinsame kulturelle Identität beginnt zu erodieren.
Dies wäre ein geschlossener Kreislauf aus Hyperautomatisierung, medialer
Sedierung und Sozialanalytik, der nicht am Ende der Evolution der Di-
gitalkultur stehen darf.
Um diesen Prozess zu unterbinden ist es notwendig, die Trennung von Ver-
lagen und Distributoren zu fordern, womöglich mit rechtlichen Mitteln. Bei
zunehmendem Druck auf den Buchmarkt muss erwogen werden, bestimmte
Verlage in den Status öfentlich-rechtlicher Körperschaften zu überführen,
ähnlich dem von Rundfunkanstalten (zum Beispiel ARD und ZDF), staat-
lichen Hochschulen oder Sparkassen. Als solche genössen sie besondere
Schutzrechte, die dadurch weiter gestärkt werden könnten, dass der
Abgleich von leseanalytisch und aus dem Handel gewonnenen Daten unter-
bunden wird. Alle diese Maßnahmen müssten auf das Ziel ausgerichtet sein,
geschlossene digitale Publikationskreisläufe zu durchbrechen, um die negat-
iven Folgen auf die Gesellschaft zu vermeiden. Nur so kann es auch weiter-
hin eine auf Büchern, ob digitalen oder gedruckten, beruhende kulturelle
Kommunikation geben, die auch in der Digitalkultur als unverzichtbarer Im-
pulsgeber fungiert.
Kapitel 9.3
Schule und Universität
Der Zweck von Schulen ist es, junge Menschen kulturell zu prägen. Man
nennt dies Bildung, aber was dieser Begrif genau umfasst, war schon immer
Gegenstand öfentlicher Debatten. Nicht umstritten ist allerdings, dass zur
Bildung die Beherrschung bestimmter Kulturtechniken gehört, vor allem
Lesen, Schreiben, strukturiertes Reden - all das auch in einer Fremd-
sprache -, Rechnen und die Produktion und Deutung von Bildern und
Graiken. Die Vermittlung von Lesen und Schreiben in der Muttersprache
 
Search WWH ::




Custom Search