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den, die auch Book on Demand -Dienste und technologische Unterstützung
für den E-Book-Bereich anbieten.
Der Trend zum sozialen Lesen kann ebenfalls ein Weg sein, die klassische
Buchhandlung zu einem Trefpunkt von Lesern in der realen Welt werden zu
lassen. Physische Sozialität, Menschen zum Anschauen und Anfassen - letzt-
lich ist das der Unterschied, der zwischen Internet und Realwelt immer be-
stehen bleibt. Auch der Open Access -Ansatz, nach dem digitale Texte per In-
ternet kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, während der Autor für die
Publikationskosten aufkommt, kann in Verbindung mit kostenplichtigen
Angeboten zu einer Perspektive für Verlage und Buchhandel werden. Ver-
lage werden in diesem Umfeld eine Verzahnung von Buchproduktion, Ver-
trieb, Kundenbindung und sozialer Vernetzung verfolgen müssen, was die
Verkürzung von Produktionszyklen erfordern wird. Die Unveränderlichkeit
des Buchs nach erfolgter Publikation könnte zur Disposition gestellt werden,
ein Upgrade auf die Neuaulage eines Werks wird dann möglich sein. Um in
einem Umfeld vernetzter Inhalte und Menschen mit Büchern als Produkten
bestehen zu können, werden sich Verlage somit in weitaus größerem Maße
als bisher neben der Herstellung dieses Produkts mit seiner Vermarktung
auseinandersetzen müssen. Vielleicht wird das sogar das Alleinstellungs-
merkmal von Verlagen in der Digitalkultur werden: Sie sind nicht länger die
exklusiven Produzenten von Inhalten, vielmehr werden sie zu Spezialisten
ihrer Vermarktung.
Evolutionäre Kräfte in der kulturellen Entwicklung werden darüber
entscheiden, welche Produkte und Organisationsformen sich durchsetzen.
Weil die Selektion kultureller Zeichen über ihre Verfügbarkeit geschieht,
besitzen digitale Bücher gegenüber gedruckten Büchern langfristig zweifel-
los einen Selektionsvorteil. Die sich dabei verstärkenden Mechanismen der
Internetbasierten Distribution werden wiederum solche Buchprodukte be-
vorzugen, die die Eigenschaften von E-Books in besonderer Weise nutzen. Es
zeichnet sich ein Kreislauf ab, in dem Produktion, Vertrieb und Handel mit
digitalen Büchern ineinandergreifen, womöglich bei ein und demselben An-
bieter. E-Books werden auf der Grundlage von Vertriebs- und Lesedaten en-
twickelt, unterstützt durch Empfehlungssysteme auf E-Book-Plattformen an-
geboten und auf passende, möglicherweise proprietäre Lesegeräte aus-
geliefert, wodurch weitere, genauere und aktuellere Leser- und Lesedaten
generiert werden.
Amazon scheint eine solche integrierte Strategie zu verfolgen und hat sich
deshalb bereits zum eigenständigen Inhalteanbieter gewandelt. Das Leseg-
erät Kindle liefert dem Konzern die speziischen Nutzungsdaten, die mit den
 
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