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von Wörtern durch ihre Unicode-Kodierung bedingt) nichts weiter als eine
aus Nullen und Einsen bestehende Informationssequenz darstellen, wie
Gene als DNA-Abschnitte einer eigenständigen Evolution unterliegen.
Der andere Weg der Koevolution ist der des Wettrüstens oder des para-
sitären Verhaltens. Es ist nicht ganz einfach, sich eine derartige Konstella-
tion zwischen n-Memen und d-Memen vorzustellen. Auf die Schriftkultur
bezogen würde ein Wettrüsten bedeuten, dass sich bestimmte, typischer-
weise nicht-digitale Erscheinungsformen zunehmend gegen die Digitalisier-
ung abschotten, während im Bereich des Digitalen immer ausgefeiltere Ver-
fahren entstehen, die diese Abschottung zu durchbrechen erlauben. Viel-
leicht ist das handschriftliche Schreiben so ein Fall: Handschrift und hands-
chriftliche Notizen gehören zu den letzten Bastionen, die noch nicht voll-
ständig von der Digitalisierung erobert worden sind. Zwar gibt es inzwis-
chen recht gut funktionierende Handschrift-Erkennungsprogramme für stift-
basierte Tablet-Computer, doch versagen diese immer noch, wenn man
schnell Notizen auf die Fläche »wirft« und diese vielleicht noch mit Skizzen
und anderen graischen Elementen anreichert. Die Renaissance des Not-
izbuchs mag ein Ausdruck der evolutionären Verstärkung dieser typischen
nicht-digitalisierbaren Verwendung von Schrift sein. Auf der anderen Seite
entstehen technische Geräte wie der in Abschnitt 6.1 beschriebene
SmartPen , der unter bestimmten Voraussetzungen auch handschriftliche
Notizen auf Papier digitalisiert. Dies geschah zunächst noch als Bild - der
nächste Schritt des Wettrüstens zwischen n-Memen und d-Memen ist aber
bereits getan: die Integration einer einigermaßen zuverlässigen Texterken-
nung auf frei geschriebenen Notizen.
Auch parasitäre Verhaltensweisen mögen bei d-Memen zu verzeichnen
sein, die ähnlich denen in der Schriftkultur gelagert sind: Der »Nerd« kann
als Beispiel für einen Menschen gelten, den die digitalen Meme in ihren Di-
enst genommen haben. Dabei sieht er von eigenen menschlichen (genet-
ischen), aber auch kulturellen (n-memetischen) Zielen ab, um die Ziele der
d-Meme zu unterstützen. Auch Wissenschaftler, die zur Entwicklung der
Computertechnologie und zur Weiterentwicklung der Digitalisierung und
Automatisierung beitragen, lassen sich als Werkzeuge der d-Meme ver-
stehen. Es gibt heute nicht etwa Computer, weil es Informatiker gibt, son-
dern Informatiker, weil es Computer gibt. Ein junger Mensch, der Informatik
studiert, ist »iniziert« von den Ideen der Digitalität. Die heutigen Computer
 
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