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gitalkultur transformieren und welche Veränderungen dabei zu erwarten
sind. Die Veränderung ihres unmittelbaren Biotops dagegen betrift die Com-
putertechnologie. Die »Überlebenskapsel« digitaler Meme ist der Computer
in allen seinen Spielarten mitsamt seinen Komponenten (zum Beispiel Bild-
schirm und Drucker), die speziische Phänotypen hervorbringen. Der immer
größere Vernetzungsgrad, die weiterhin steigenden Prozessor-
Geschwindigkeiten und die ständig sinkenden Speicherkosten sind Belege
dafür, dass sich das unmittelbare Biotop der d-Meme in den vergangenen
Jahrzehnten zu ihren Gunsten entwickelt hat. Auch in qualitativer Hinsicht
haben sich die Bedingungen aufgrund diferenzierterer Rechnerarchitek-
turen, leistungsfähigerer Software und efizienterer Methoden auf allen
Ebenen verbessert. Diese Entwicklung ist noch lange nicht an ihr Ende
gekommen, und die immer besseren Reproduktionsbedingungen für digitale
Meme werden diese technologische Entwicklung weiterhin befeuern - nicht
zuletzt durch computergestützte Verfahren der Hard- und Software-
Entwicklung.
In der biologischen Evolutionstheorie spielt Koevolution eine wichtige
Rolle. Damit ist entweder die Symbiose gemeint, bei der die Individuen zwei-
er Arten sich gegenseitig Selektionsvorteile verschafen und diese Koopera-
tion wiederum evolutionär verstärkt wird. Es kann aber auch gemeint sein,
dass sich zwei Arten so etwas wie ein Wettrüsten liefern, etwa der Jäger und
seine Beute, der Parasit und sein Wirt oder zwei in gleicher Umwelt mitein-
ander konkurrierende Arten. 311
Susan Blackmore hat das Konzept der Koevolution übertragen auf das
Zusammenspiel von Memen und Genen, also eine Koevolution beschrieben,
die das evolutionäre Zusammenspiel zweier unterschiedlicher Replikatoren
betrift. Dies kann nämlich auch symbiotisch ausgeprägt sein, und Black-
more nennt dafür als Beispiel die koevolutionäre Entwicklung unserer kul-
turellen Hervorbringungen (memetisch bedingt) und die Größe unseres Ge-
hirns (genetisch bedingt). 312 Nach dieser Argumentation wirkt sich die
Fähigkeit, Meme zu produzieren und in anderen Individuen durch Kom-
munikation zu reproduzieren, auf die reproduktive Attraktivität eines Indi-
viduums aus. Dadurch entsteht ein koevolutionärer Kreislauf, durch den ein-
erseits die Fähigkeiten der Mem-Verarbeitung, andererseits die dafür not-
wendigen hirnphysiologischen Voraussetzungen selektiert werden. Dies
würde die hohe Attraktivität erklären, die Sprachfähigkeit und künstlerische
Produktion auf Menschen besitzen, den sex appeal von Sängern, Musikern,
Schauspielern und Künstlern.
 
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