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bung beindet, in der sie sich selbst reproduzieren kann, nennt Dawkins die
Gene auch »Replikatoren«. Die biologische Evolution hat also Replikatoren
hervorgebracht, die um sich Organismen unterschiedlicher Komplexität als
»Vehikel« erschafen haben, durch die sie mit ihrer Umwelt interagieren und
sich dabei, gelenkt durch natürliche Selektion, möglichst erfolgreich zu re-
produzieren versuchen.
Dawkins nennt drei wesentliche Eigenschaften, die ein erfolgreicher Rep-
likator aufweisen muss: Langlebigkeit, Wiedergabetreue und Frucht-
barkeit. 277 Mit Langlebigkeit ist gemeint, dass ein Gen über viele Genera-
tionen hinweg Bestand hat. Ob hingegen die Kopien des Gens, die in den Le-
bewesen enthalten sind, lange leben, ist dabei unerheblich. Das Gen selbst
ist reine Information. Viele Abschnitte der DNA, die wir in jeder Zelle un-
seres Körpers mit uns herumtragen, dürften als Gene uralt sein, manche
viele Millionen von Jahren. Die jeweilige Kopie des Gens stirbt aber mit un-
serem Organismus, bei Menschen also im Idealfall nach längstens etwa hun-
dert Jahren. Damit das Gen über einen langen Zeitraum erhalten bleibt, be-
darf es einer hohen Wiedergabetreue. Bei der Replikation sollten sich mög-
lichst wenige Fehler einschleichen. Mit der DNA, die als ein digitales Speich-
ermedium betrachtet werden kann, ist dies gewährleistet. Allerdings spielt
bei der Wiedergabetreue auch die Tatsache eine Rolle, dass die reproduzier-
ten DNA-Sequenzen gerade solche Einheiten sind, die durch Selektion aus-
gewählt werden können - so nämlich deiniert Dawkins in sehr allgemeiner
Form das Gen. Trägt eine Sequenz auf der DNA nicht zu einem Merkmal
beim Organismus bei, das einen Selektionsvorteil erbringt, dann kann sie
sich auch nicht als reproduzierbare Einheit behaupten (und der sogenannten
»Gen-Drift« unterliegen).
Das dritte Merkmal ist die Fruchtbarkeit. Weisen die Nachkommen eines
Lebewesens ein bestimmtes Merkmal auf, durch das diese in ihrer Umwelt
größere Überlebens- und somit größere Reproduktionschancen haben, dann
wird auch die wahrscheinliche Lebensdauer des Gens erhöht. Die Gene, die
der Girafe ihren langen Hals bescheren, haben sich aus genau diesem
Grund durchgesetzt: Der längere Hals war ein Vorteil bei der Nahrungs-
suche, so dass Individuen mit den Genen für lange Hälse begünstigt wurden.
Auch wenn dieser Vorteil nur winzig ist und sich bei der Anzahl der Nach-
kommen statistisch nur in Prozentbruchteilen auswirken mag, setzen sich
die Lange-Hals-Gene nach und nach bei gleichbleibenden Umweltbedingun-
gen gegenüber alternativen Genvarianten (die sogenannten »Allele«) durch.
Und dieser Efekt kann nur dann erreicht werden, wenn die Wiedergabe-
treue bei der Reproduktion so hoch ist, dass nicht schon nach ein paar Gen-
 
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