Information Technology Reference
In-Depth Information
ische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Macht. Digitale Informationen
können auf kleinstem Raum gespeichert und sehr schnell über das Internet
verbreitet werden. Allerdings sind sie auch jederzeit veränderlich und im
Normalfall nicht »dokumentenecht«. Anders als in der Zensur der Print-Ära,
in der Gedrucktes bei Bedarf geschwärzt wurde, so dass jeder Leser sehen
konnte, dass Zensur überhaupt stattgefunden hat, ist dies einem zensierten
digitalen Text nicht anzusehen.
Auch die Übermittlungswege obliegen nicht mehr dem Absender und Emp-
fänger, da auf dem dazwischen liegenden Weg durch das Datennetz
Dutzende von Computern und viele Kilometer unzugänglicher Datenleitun-
gen passiert werden, die, wie wir heute wissen, von den Nachrichtendien-
sten der Welt nahezu nach Belieben angezapft werden können. Aus dem
Mitlesen zu Kontrollzwecken kann im digitalen Datenverkehr leicht ein
»Anderslesen« werden, indem Informationen in E-Mails, sozialen Net-
zwerken oder Web-Seiten einfach beim Weiterleiten verändert oder unter-
schlagen werden. Wissen wir denn mit Sicherheit, dass nicht auch Twitter
eine Hintertür für den amerikanischen Nachrichtendienst NSA bereitstellen
muss? Schon heute betreibt das Unternehmen Zensur, um in einzelnen
stellen, dass im Falle von Ereignissen, die die staatliche Sicherheit betrefen,
das durch die Tweets gebildete Informations- und Meinungsmosaik in eine
bestimmte Richtung gelenkt werden kann? Gleiches gilt für alle übrigen
sozialen Netzwerke im Web. Die wirkungsvollste Versicherung gegen die an-
onyme, unsichtbare Zensur scheint mir immer noch eine selbstbewusste
Redaktion zu sein, die sich vielleicht einer staatlichen Zensur zu unterwer-
fen hat, diese aber selbst in ihren Artikeln thematisiert. Zensur und Manipu-
lation von Informationen in sozialen Netzwerken dagegen lassen sich in Art
und Umfang kaum ermitteln - es sei denn durch einen
Whistleblower
wie
Edward Snowdon.
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Die Veränderungen des Lesens und Schreibens durch die Digitalisierung und
die Auswirkungen auf die Kulturtechniken der Schrift beim Forschen,
Lernen und Informieren waren Thema dieses Kapitels. Alle beschriebenen
Veränderungen werden sich aber auch auf den Unterhaltungssektor aus-
wirken. Dies wird besonders für multimediale Erweiterungen des Lesens in
E-Books gelten, durch die die in Erzählungen und Romanen vorkommenden
Personen, Orte und Dinge visuell erfahrbar gemacht werden können. Die
