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In-Depth Information
sung werden gut nachvollziehbar visualisiert und können ihrerseits angen-
ommen oder abgelehnt werden. Nicht nur die Urheber der Texteinheiten,
sondern auch der Änderungen und Kommentierungen werden dabei erfasst.
Kollaboratives Schreiben erfolgt in der Wissenschaft auch in einem erweit-
erten Sinne, den Michael Nentwich und René König dem Phänomenkomplex
»Cyberscience 2.0« zuordnen. 263 Wissenschaftliche Kommunikation in
sozialen Netzwerken oder Microblogging Communities (etwa Twitter) ver-
mag einen Mehrwert hervorzubringen, der mit traditionellen Kommunika-
tionsformen nicht zu erreichen wäre. Vor allem wissenschaftliche Blogs 264
stellen inzwischen eine neuartige Form der digitalen Wissenschaftskom-
munikation dar, die zwischen dem traditionellen Aufsatz und informellen
Kommunikationsformen wie Diskussion oder Leserbrief anzusiedeln sind.
Blogging-Plattformen erlauben es als eine ihrer wichtigsten Funktionen,
Postings zu kommentieren, so dass sich eine wissenschaftliche Diskussion
entfalten kann, die einen Text, das Posting, kollaborativ erweitert. Eine ähn-
liche Funktion weisen auch einige E-Book-Systeme auf, die wir im vor-
angegangenen Kapitel kennengelernt haben. Mit dieser und ähnlichen Funk-
tionen des Social Reading ist es natürlich auch möglich, einen wissenschaft-
lichen Text zu kommentieren. Besonders interessant wird dies, wenn ein
Wissenschaftler einen noch unfertigen Text auf sein Kindle lädt - dies ist
nämlich sowohl im Word- als auch im PDF-Format möglich. Eine Entwurfs-
fassung des Textes kann so direkt kommentiert und zum Gegenstand eines
kollaborativen Veränderungsprozesses werden.
Der Umgang mit wissenschaftlicher Literatur spielte sich bis vor einigen
Jahren vor allem in Bibliotheken ab. Dort standen die Bücher und die Zeits-
chriften, in denen neue Forschungsergebnisse publiziert werden und die die
Grundlage für jede weitere Publikation bilden. Ein Wissenschaftler, der sich
mit einem bestimmten Problem befasste, hatte dort verschiedene Möglich-
keiten, um die für ihn wichtigen Texte zu inden. Er konnte den Katalog
durchsuchen, der sich in Gestalt von Regalschränken mit Karteikästen in
einem zentralen Raum der Bibliothek befand, er konnte spezialisierte Fach-
bibliograien konsultieren, sich an den Literaturlisten bereits publizierter
Werke orientieren oder einen auf sein Fachgebiet spezialisierten Biblio-
thekar fragen. Die auf diese Weise aufgefundenen Bücher und Aufsätze las
ein Wissenschaftler natürlich nicht immer von A bis Z, er sah sie anhand von
Gliederung und Stichwortlisten nach für ihn wichtigen Erkenntnissen durch.
 
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