Information Technology Reference
In-Depth Information
lang keineswegs dominierend. Schriftbasierte Medien rangieren auf den
hinteren Plätzen beim Ranking der Bedeutung einzelner Medientypen für
das eigene Leben.
Trotzdem gibt es weiterhin viele Jugendliche, die täglich oder mehrmals
pro Woche Bücher lesen, und dieser Anteil ist mit etwa 40 Prozent in den let-
zten zehn Jahren erstaunlich stabil geblieben. Allerdings ändern sich die Art
des Lesens und das Textverständnis. Dies hat nicht nur die Studie der Stif-
tung Lesen ergeben, die ein immer fragmentierteres Leseverhalten bei
gleichbleibender Lesezeit ermittelt hat. Auch die Ergebnisse der vieldisku-
tierten PISA-Studie zeigen, dass in vielen Ländern die Lesefähigkeit trotz
ständig steigender Bemühungen in der Elementarbildung stagniert oder sog-
ar zurückgeht, so etwa zwischen 2000 und 2009 in Österreich, Belgien,
Finnland, Frankreich, Italien, Kanada, den Niederlanden und den USA. 249
Selbst beim Vorlesen für kleine Kinder sind die digitalen Medien auf dem
Vormarsch. Dabei ist allerdings auch festzustellen, dass die Vorlese-
häuigkeit in allen Bildungsschichten zurückgegangen ist. Seit langem ist
bekannt, wie wichtig der Einluss ist, der durch regelmäßiges Vorlesen auf
die geistige und sprachliche Entwicklung des Kindes ausgeübt wird. 250
All dies kennzeichnet eine erste Phase des Wandels. Digitales Lesen wird
bereits mit unterstützenden, lächigen und vernetzten Elementen angereich-
ert, und dies allein reicht schon aus, um die Veränderungen für jeden
spürbar zu machen. Tatsächlich hybrides, multimediales und soziales Lesen
ist das aber sehr oft noch nicht. In dieser ersten Phase wird das traditionelle
Lesen kombiniert mit einigen Möglichkeiten des digitalen Mediums. Vieles
davon lässt sich weiterhin auch jenseits des Digitalen realisieren. Die zweite
Phase des Wandels hat gerade erst begonnen - es ist die Phase der voll-
ständigen Integration automatischer, visueller und vernetzter Verfahren in
die Kulturtechniken der Schrift. 251 Das Lesen wird ein anderes, wenn es mit
maschineller Unterstützung erfolgt, und wir werden uns daran gewöhnen.
Die Verbindung von Schrift mit Graik, Bild und anderen Medien wird neue
Textsorten hervorbringen und unser Lesen stärker visuell prägen. Die
Vernetzung des Lesens wird es als Teil einer großen Kommunikation er-
scheinen lassen, an der jeder Leser teilhat. Wir werden nicht mehr ohne den
Computer lesen wollen . In der dritten Phase schließlich werden sich nicht
nur die Kulturtechniken wandeln, sondern wir selbst. Es ist die Phase der
Transformation, in der sich die Inhalte und Funktionen der Texte ver-
schieben, weil wir durch hybrides, multimediales und soziales Lesen andere
geworden sind. Wenn wir diese Phase erreicht haben, werden wir ohne den
Computer nicht mehr lesen können .
 
Search WWH ::




Custom Search