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man des Autors aufgenommen. Auf der Webseite können die Leser die Ent-
stehung des Romans verfolgen, die von Fans geschriebenen Textstücke sind
darin hervorgehoben.
Betrachten wir die dritte Variante des sozialen Schreibens. Das dialogische
Schreiben ist Teil eines schriftlich geführten Gesprächs zwischen zwei oder
mehr Beteiligten. Der Chat ist eine weit verbreitete Form davon. Die Text-
beiträge der verschiedenen Autoren erscheinen asynchron, hintereinander
im zeitlichen Verlauf aufgelistet. Sie entstehen aber in einer gemeinsamen
»Gesprächs«-Situation und können deshalb auch als synchron verstanden
werden. Das dialogische Schreiben ist also gleichzeitig asynchron und syn-
chron - asynchron, weil eine zeitliche Reihenfolge der Beiträge gebildet
wird, und synchron, weil diese im gleichen zeitlichen Rahmen entsteht.
Im Chat wird allerdings kein Text produziert, allenfalls das automatisch
aufgezeichnete Protokoll der einzelnen Beiträge könnte man als eine Art
Produkt ansehen. 243 Ähnlich sieht es beim sogenannten »Microblogging«
aus, dessen bekanntestes Beispiel Twitter darstellt. 244 Im Gegensatz zum
Chat gibt es hier keine abgegrenzte Gesprächssituation als Rahmen, dieser
wird stattdessen durch die Autoren gebildet, deren Beiträge ein Nutzer
»abonniert« hat. So können in einer größeren, für die Beteiligten nicht klar
umrissenen Gruppe Konversationen entstehen, die ebenfalls die Merkmale
der Asynchronität und Synchronität gleichzeitig aufweisen.
Auch das dialogische Schreiben in einer Gruppe ortsverteilter Autoren ist
nur über vernetzte Computer realisierbar. Die besonderen Eigenschaften
dieser Kommunikationsformen sind recht gut untersucht 245 - ein Ergebnis
dieser Untersuchungen besteht in der Erkenntnis, dass es sich bei dialogis-
chem Schreiben tatsächlich um eine eigenständige schriftliche Kommunika-
tionsform handelt und nicht einfach nur um Gespräche in einem anderen
Medium. Dies ist an besonderen sprachlichen Formen zu erkennen, die ver-
wendet werden, und typisch schriftsprachlichen Elementen wie den
»Emoticons«, aus Buchstaben und Zeichen gebildeten Symbolen. Soziale
Netzwerke wie Facebook oder Google+ unterstützen schriftliche Kom-
munikationsformen, die Elemente von Chat und Microblogging miteinander
vereinen, und geben ihnen einen festen Rahmen. Wie dies für die soziale
Textproduktion genutzt werden kann, zeigt der Roman Zwirbler , ein aus-
schließlich durch Nutzerbeiträge ohne zugrunde liegenden Plan
entstehendes Werk. 246
 
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