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lichen sozialen Schreibens verstehen, da sich die einzelnen Beiträge oftmals
direkt aufeinander beziehen.
Im digitalen Medium, vor allem mit der Verbreitung des World Wide Web,
ist es viel einfacher geworden, Beziehungen zwischen Texten herzustellen.
Dazu genügt es, einen Link zu setzen - das Anklicken des Links führt sofort
zu einem anderen Text. Der verlinkte Text wird nicht zitiert, sondern er-
scheint als solcher, so dass auch Änderungen, die sein Autor an ihm vornim-
mt, beim Aufruf sichtbar sind. Der Verweis auf einen Text geschieht durch
einen Web-Link, nicht mehr durch eine bibliograische Angabe. Diese
Grundidee hatte Tim Berners-Lee dazu gebracht, in den 1980er Jahren über
die Vernetzung von Texten nachzudenken - nicht mehr die Verweise auf
Texte sollten dargestellt werden, sondern die Texte, auf die verwiesen wird,
selbst. Das ist das Prinzip des Hypertextes, zusammengebracht mit der Ver-
netzung von Computern im Internet.
Auf Webseiten von Firmen, Institutionen, Behörden, von Menschen,
Produkten, Orten und Gruppen sieht man, wohin das geführt hat. Die Inhalte
sind miteinander verlinkt, und ausgehend von Plattformen wie Wikipedia, in
denen sehr viele externe Links zusammenlaufen, kann man über die Texte
hinweg-»surfen«. Man wechselt dabei von einem Teilnetzwerk ins nächste,
sieht sich ein paar Seiten an, die eng zusammenhängen, bevor man über ein-
en herausführenden Link zu einem anderen Teilnetzwerk gelangt, das
zusammenhängend entwickelt worden ist. Informationsdschungel wild ge-
wachsener Verlinkungen wechseln sich mit sorgsam kultivierten Informa-
tionsgärten ab.
Die Verbindung von Hypertext und Internet hat aber auch zu neuen
Textsorten geführt, die die Potenziale der »Sozialität der Inhalte« noch
stärker ausnutzen. Dies ist vor allem der Blog. 233 In Blogs wird intensiv das
thematisiert, was an anderer Stelle im Web publiziert wurde. In den Artikeln
des Blogs verweisen Links oftmals direkt auf Blog-Artikel anderer Autoren
im Web. Die Blogsoftware sorgt dafür, dass ein Blog-Autor darüber in-
formiert wird, wenn auf seine Blogartikel Links gesetzt werden. Die Artikel
eines Blogs werden alle automatisch mit sogenannten Permalinks versehen,
mittels derer man von außerhalb dauerhaft auf den Artikel verweisen kann.
In der »Blogroll«, ebenfalls ein häuig vorkommendes Element von Blogs,
werden Links zu Blogs erfasst, zu denen eine wie auch immer geartete in-
haltliche Verbindung besteht. Die Artikel in einem Blog können außerdem
kommentiert werden, wodurch Textbeiträge anderer Autoren in den Blog
eingehen. Der Blog ist somit eine Textsorte, die ohne die Möglichkeiten des
vernetzten Schreibens im Internet nicht hätte entstehen können.
 
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