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bei ihnen müssen übergeordnete kommunikative Funktionen im Text umge-
setzt werden.
Wissenschaftlich gesehen ließen bei der Textgenerierung verschiedene
Forschungsbereiche zusammen: die logische Repräsentation von Wissen, die
Planung kommunikativer Strategien, die Auswahl von Wörtern, Wendungen
und grammatischen Konstruktionen. 220 Dabei kommen auch Formulierungs-
muster zum Einsatz, die ja auch wir Menschen ständig nutzen, wenn wir
schreiben, beispielsweise Muster wie dieses: »Auch wenn X geschehen ist,
so sollte doch Y getan werden, wobei Z beachtet werden sollte.« Die
Nutzung solcher Muster ist es auch, die die Textgenerierung inzwischen zu
einem anwendbaren Produkt hat werden lassen. Die amerikanische Firma
Narrative Science ist hervorgegangen aus einem Forschungsprojekt zur
Erzeugung von sprachlichen Beschreibungen von Baseball-Spielen. Aus-
gangspunkt waren dabei tabellarische Daten zum Spiel: Punkte,
Auswechslungen von Spielern, Fouls und so weiter. Einen solchen Mechanis-
mus bietet Narrative Science nun seinen Kunden an, Kunden, bei denen
viele Daten anfallen, die aber auch gedeutet werden müssen.
Daten, die verarbeitet werden können, stammen etwa aus Geschäfts- oder
Finanzvorgängen, von Webseiten oder sozialen Netzwerken. Das System
analysiert und interpretiert diese Daten, um daraus eine Erzählung (englisch
narrative ) zu formen - Zusammenfassungen für Führungspersonen, Ans-
chreiben an Kunden oder Webseiten-Proile. 221 Dass Zahlen in Gestalt einer
Geschichte tatsächlich für die meisten Menschen viel besser zu erfassen
sind, liegt daran, dass in den sprachlichen Ausdrücken zugleich Bewertun-
gen enthalten sind. Die Umsätze »steigen« um 15 Prozent, die
Gewinnentwicklung ist »unbefriedigend« und verharrt nicht einfach nur auf
dem gleichen Wert. Die Software unterscheidet sich dabei von jenen Web-
Seiten, auf denen man irgendwelche Nonsens-Texte generieren lassen kann
- Narrative Science erzeugt den Text tatsächlich im Hinblick auf die Über-
mittlung einer bestimmten Bedeutung. Die Firma unterhält mit seiner
Software sogar einen eigenen, vollautomatisch generierten Blog auf der
Internet-Plattform des Wirtschaftsmagazins Forbes . 222 Dort indet man die
typische Börsen-Berichterstattung zu Unternehmen oder Branchen, bei den-
en gerade interessante Entwicklungen zu verzeichnen sind. Jemand, der
nicht weiß, dass diese Beiträge von einem Computerprogramm verfasst
worden sind, wird dies auch nicht bemerken. Hier ist es also soweit: Der
Mensch wird zum Schreiben nicht mehr benötigt.
 
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