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ers. Auch die gemeinsame Bearbeitung von Textvorlagen oder Übersetzung-
sübungen können als synchrone Formen des sozialen Lesens betrachtet wer-
den. Der Mensch ist ein »soziales Tier«, 188 und sogar das »asoziale« Lesen
wurde durch solche Formen der Vergemeinschaftung sozial überbaut.
Digitalisierung und Vernetzung erleichtern dies nun ungemein, so dass die
Sozialität seit einiger Zeit als ein kultureller Megatrend erkennbar wird. Bei
der Kulturtechnik des Lesens ist heute von Social Reading die Rede. 189
Amazon verkauft nicht nur Bücher (und vieles andere), sondern ist zugleich
eine Web-2.0-Plattform, in der die Leser der gekauften Bücher eigene Bew-
ertungen und Rezensionen publizieren können. Diese Rezensionen können
selbst wieder bewertet (»War diese Rezension hilfreich? Ja/Nein«) und kom-
mentiert werden. Die Rezensenten können durch die Anzahl ihrer Rezen-
sionen, deren Bewertung und die Angabe eines Klarnamens besondere
Reputation aufbauen. Natürlich nutzt ein Online-Händler wie Amazon diese
Informationen dazu, seinen Kunden möglichst passgenaue Kaufempfehlun-
gen zu geben. Interessant ist es trotzdem, für nahezu jedes Buch Einsch-
ätzungen erhalten zu können, die über den Klappentext hinausgehen. Die
Umsetzung der Idee der Lesegesellschaft im digitalen Medium indet sich
bei Goodreads . 190 Auch hier bewerten Leser ihre Lektüre und schreiben
Rezensionen dazu, diese richten sich aber an Freunde und Bekannte, die
durch soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter mit dem Leser ver-
bunden sind. Spezialisierte Plattformen bieten ähnliches für Freunde bestim-
mter Gattungen, Themen oder Autoren.
Wenn die Texte selbst digital vorliegen, dann setzt das soziale Lesen noch
nicht einmal den Transfer eines physischen Buchs voraus. Digitale Texte
können leicht kopiert und verschickt werden, und auf sie kann gewöhnlich
durch einen Link hingewiesen werden. Ein Hyperlink ist schließlich schon
immer so etwas wie eine Empfehlung gewesen: Klicke hier, und du kannst
etwas sehen, was an dieser Stelle von Bedeutung ist. Es liegt nahe, die Ver-
fügbarkeit von digitalen Texten mit sozialen Netzwerken zu kombinieren.
Viele Twitter- oder Facebook-Beiträge enthalten Links auf Inhalte, die ein
Benutzer in irgendeiner Hinsicht für interessant oder relevant hält. Nun
kann man davon ausgehen, dass derartige Empfehlungen aus dem eigenen
Freundeskreis einen eher ansprechen als Empfehlungen von Wildfremden;
einen Freundeskreis zeichnet unter anderem die Ähnlichkeit von Aufassun-
gen und Interessen seiner Mitglieder aus. Die Anwendung Flipboard 191
nutzt diesen Zusammenhang und produziert aus den Empfehlungen von Fre-
unden und Bekannten eine Art digitales Hochglanzmagazin, in dem die
Texte, die empfohlen werden, in einer ansprechenden Form zusammenges-
 
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