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denen sich die Schrift beindet - sie sind durch Farben, Linien, Zeichnungen,
Schemata und Fotos angereichert, geometrisch gegliedert und vom Zusam-
menspiel unterschiedlicher Textelemente geprägt. Dies gilt im gleichen
Maße für die Manuskripte aus dem Nachlass Leonardo da Vincis wie für die
Hauptseite von Bild.de , der meistgenutzten Nachrichtenseite im deutschs-
prachigen Raum. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied:
Während die Produktion und Reproduktion von Bildern und graischen Ele-
menten in der Manuskriptkultur, aber selbst noch nach Erindung des Buch-
drucks eine aufwändige und kostspielige Angelegenheit war, wurden die
Kosten durch die Digitalisierung stark reduziert. Ein digitales Foto aufzun-
ehmen und zu drucken kostet nicht viel, und noch viel stärker sanken die
Kosten für die Aufzeichnung bewegter Bilder. Durch den Computer wird die
Speicherung und Verarbeitung in einer Universalmaschine vereinigt, Pro-
gramme wie Powerpoint oder InDesign erlauben die Integration von Text,
Graik, Bild, Video und anderen Medienelementen auf einfache Weise mittels
Graikdisplay, Tastatur und Maus. Die Leichtigkeit der Datenintegration in
der digitalen Sphäre verstärkt den Trend zur Multimedialität, eine kulturelle
Tendenz, die wir in Zeitungen und Zeitschriften, in Sachbüchern, im Fernse-
hen, im World Wide Web, ja im öfentlichen Raum überhaupt erkennen
können. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist heute erheblich »visueller«
als vor dreißig Jahren, die Bildschirmgestaltung von Nachrichtensendungen
informativer, in Sachbüchern sind Graiken, Infokästen und visuelle Text-
gestaltung zu inden, und selbst im Internet kann man verfolgen, wie sich
seit Mitte der 1990er Jahre die Multimedialität verstärkt hat. 178
Text ist also nicht nur Schrift, auch andere Medienelemente »besiedeln«
den Bildschirm. Es entstehen multimediale Bedeutungslächen, die bestim-
mten Gestaltungsregeln folgen und eine erweiterte Lesefähigkeit er-
fordern. 179 Es reicht nicht aus, lediglich Wörter zu Sätzen und Sätze zu Tex-
ten zusammenfügen zu können, der Leser muss auch erschließen können, in
welchem Bedeutungsverhältnis sich die Textelemente zu anderen Informa-
tionselementen auf der Seite beinden. Vergegenwärtigen Sie sich nochmals
eine Web-Seite wie die von Spiegel Online : Wo soll man hier mit dem Lesen
beginnen? In welcher Reihenfolge fährt man danach fort? Wie ergänzen sich
Text und Bild? Was ist journalistischer Inhalt, was verweist auf weitere In-
halte, was ist Serviceangebot, Navigation, Gestaltung und was Werbung?
Wenn Sie einmal die Gelegenheit hatten, einen Menschen dabei zu beo-
bachten, der eine solche Seite zum ersten Mal betrachtet, dann werden Sie
festgestellt haben, dass sich all diese Fragen keineswegs von selbst beant-
worten. Ein solcher Leser beginnt seine Lektüre oben links, wie er es von
 
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