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gel wie ein Blatt Papier anmutet. Die Wörter stehen statisch in der Zeile, so
als ob sie dort fest aufgedruckt wären. Dies beginnt sich aber zu ändern.
Der eyeReader etwa, der in der Einleitung zu diesem Kapitel vorgestellt
wurde, hat einige Funktionen, die den Text in Abhängigkeit vom Lesevor-
gang dynamisch verändern. Beim Überliegen eines Textes werden die in-
haltstragenden Wörter hervorgehoben. Dass der Leser den Text überliegt,
registriert das Gerät anhand der größeren Sprünge in seinen Blickbewegun-
gen.
Einen anderen Weg verfolgen Programme, die dem Leser einen Text in
schneller Abfolge wortweise präsentieren, die sogenannte Rapid Serial Visu-
al Presentation . 169 Der zu lesende Text wird dabei wortweise in einem klein-
en Lesebereich »abgespielt«, in einer vom Leser festgelegten
Geschwindigkeit. Weil man dabei die Augen nicht über die Zeilen springen
lassen muss, sind auch ohne Übung erstaunliche Lesegeschwindigkeiten zu
erreichen. 170 Vor allem aber stellt diese Art der Textpräsentation eine altern-
ative Möglichkeit dar, wenn es um das Lesen auf kleinen Displays geht.
Selbst auf Smartphone-Displays lassen sich mit dieser Methode Leseg-
eschwindigkeiten von 400 bis 500 Wörtern pro Minute erreichen - allerdings
bei Verlust des Textlayouts. Apps für Smartphones, die durch Antippen in
einen derartigen Schnelllesemodus übergehen, sind denkbar. Die App Spritz
bietet dieses Leseprinzip im Jahr 2014 erstmals zum Lesen von E-Books auf
Smartphones an. 171 Die Firma weist auf Anwendungsmöglichkeiten auf
kleinen Displays wie Smart Watches oder Googles Datenbrille Glass hin, da
es bei derartigen Geräten für die Darstellung von Textzeilen und Absätzen in
ausreichender Größe keinen Platz gibt oder die Hände zur Steuerung nicht
zur Verfügung stehen. Die Spritz-App ist als Standard-Software für einige
Geräte der Firma Samsung vorgesehen. 172
Die maschinelle Unterstützung des Lesens kann sich auch auf die inhalt-
liche Seite des Textes beziehen. Schon heute nutzbar ist die automatische
Übersetzung von Webseiten im Browser Chrome der Firma Google. Bei Tex-
ten, die nicht in der Standardsprache des Browsers erscheinen, wird dem
Benutzer die Möglichkeit einer Übersetzung angeboten. Dazu ist es not-
wendig, zuvor die Sprache des Textes erkannt und natürlich ein Überset-
zungsprogramm zur Verfügung zu haben. Chrome nutzt ein statistisches
Übersetzungsverfahren, das auf sogenannten »parallelen Korpora« basiert:
Textsammlungen, die ein und denselben Text in mehreren Sprachen enthal-
ten, so dass für einzelne Textstellen die übersetzten Entsprechungen aufge-
funden werden können. Eine Fundgrube für parallele Korpora sind interna-
tionale Organisationen wie die EU oder die Vereinten Nationen, da die ofizi-
 
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