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der Freiheitsbewegung um 1848 herum erlebt der Freiheitsbegrif eine
große Konjunktur, während der Begrif der Demokratie im gesamten
Jahrhundert kaum vorkommt. Das maschinelle Lesen und die nachfolgende
statistische Auswertung von Millionen von Büchern führen damit zu Erken-
ntnissen, die dem menschlichen Lesen verschlossen bleiben. Selbst in den
Geisteswissenschaften haben sich diese »geistlosen« Forschungsmethoden
inzwischen etabliert. 167 Fotis Jannidis, einer der Wegbereiter der digitalen
Geisteswissenschaften in Deutschland, setzt diese Verfahren in der Literat-
urgeschichte ein. Ein Programm, mit dem automatisch Gruppen von zusam-
mengehörenden Elementen gebildet werden, hat er auf einen Bestand von
mehreren Hundert Romanen angewandt. Allein aufgrund der Verteilung der
Worthäuigkeiten in den Texten kann er einzelne Epochen, ja sogar einzelne
Autoren voneinander unterscheiden. Wird überdies berücksichtigt, welche
Wörter in Textabschnitten besonders häuig zusammen auftreten, kann man
außerdem inhaltliche Schwerpunkte und Erzählweisen in den Texten
erkennen und Informationen darüber erhalten, wie sie sich in der Literat-
urgeschichte gewandelt haben. 168
Zwei Aufassungen von hybridem Lesen haben wir uns bislang angesehen:
Texterkennung und Informationsgewinnung. Der eyeReader, der in der Ein-
leitung zu diesem Kapitel beschrieben wurde, steht für eine dritte Aufas-
sung, das unterstützte Lesen. Die Unterstützung des menschlichen Lesens
durch den Computer kann auf vielfältige Weise erfolgen. Notwendig ist die
maschinelle Unterstützung, um die digitalen Texte überhaupt aufs Display
zu bekommen. Der Lesemodus von Textverarbeitungs- oder Dokumentver-
waltungsprogrammen wie Word oder Acrobat sieht darüber hinaus ver-
schiedene Funktionen vor, die das Lesen vereinfachen sollen: die Möglich-
keit zur Veränderung der Schriftgröße, eine fürs Lesen optimierte
Seitendarstellung oder das einfache Navigieren. Der Lesevorgang wird auch
dadurch unterstützt, dass Lesezeichen und Kommentare gesetzt oder
Textteile markiert werden können. Wenn es um Hypertext-Funktionen im
Text geht, unterstützt der Computer den Leseprozess, indem er den durch
Mausklick oder Fingertippen aktivierten Zieltext eines Links auf das Display
bringt. Außerdem vereinfachen einige Funktionen zur Navigation den
Leseprozess in Hypertexten.
All dies ist angenehm, verändert das menschliche Lesen aber kaum. Der
Text erscheint weiterhin Zeile für Zeile auf einer Oberläche, die in der Re-
 
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