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zwangsläuig Wartezeiten entstehen. Erste Ansätze basieren
auf einem Konzept von Christopher Strachey aus dem Jahr
1959.
Christopher Strachey wurde am 16. November 1916 als
Sohn von Oliver Strachey und Rachel (Ray) Costelloe in
Hampstead, England, geboren. Im Jahre 1935 wurde er zum
King's College an der University of Cambridge zugelassen,
wo er aber seine Studien ziemlich vernachlässigte. Strachey
studierte zunächst Mathematik und wechselte dann zur Phy-
sik. Gegen Ende seines dritten Jahres in Cambridge erlitt
Strachey einen Nervenzusammenbruch, der möglicherweise
damit zusammenhing, dass er mit seiner Homosexualität fer-
tig werden musste. Schließlich schaffte er einen mittelmäßi-
gen Abschluss in Naturwissenschaften.
Danach nahm er eine Stelle als Physiker bei der Firma
Standard Telephone & Cables Ltd. (STC) an. Nach dem Krieg
erfüllte sich für ihn ein lange gehegter Wunsch: Er wurde
Lehrer an der St Edmund's School in Canterbury, wo er Ma-
thematik und Physik unterrichtete. Drei Jahre später, im Jahr
1949, konnte er an die renommiertere Harrow School wech-
seln, wo er drei Jahre blieb. Danach arbeitete er im Wesent-
lichen als freier Berater.
Er war mit Alan Turing eng befreundet und war auf vielen
Gebieten aktiv. Besonders beschäftigte er sich mit Konzepten
von Programmiersprachen, insbesondere deren Semantikdei-
nition. Er schrieb auch eines der ersten Computermusik-Pro-
gramme, welches ein Kinderlied spielte. Im Jahre 1951 entwi-
ckelte er ein Programm für das Dame-Spiel, welches auf einem
Pilot-ACE - Rechner des National Physical Laboratory (NPL)
ablief. Als es erstmalig am 30. Juli 1951 lief, verbrauchte es
den gesamten Hauptspeicher des Pilot-ACE-Rechners.
Im Gegensatz zur Multitasking-Idee von Christopher Stra-
chey, welcher den Schwerpunkt auf die fast gleichzeitige Be-
arbeitung von Prozessen legte, beschrieb im Jahre 1957 Bob
Bremer das Timesharing-Prinzip. Es wurde erstmalig Ende
1957 von John McCarthy realisiert. Hier lag der konzeptio-
nelle Schwerpunkt auf der gleichzeitigen Bedienung vieler
Benutzer.
Robert „Bob“ William Bremer wurde am 8. Februar 1920
in Sault Sainte Marie, Michigan, geboren und starb am
22. Juni 2004. Nach seinem Abschluss an der Cranbrook
School in Bloomield Hills studierte Bob Bremer an einem
privaten College in Michigan Ingenieurwissenschaften und
machte einen Abschluss als Flugzeugingenieur. Seine erste
Stelle fand er beim Flugzeugbauer Douglas, wo er als Kons-
trukteur arbeitete. Anschließend fand er eine Anstellung bei
IBM. Dort war er bis 1965 für die Programmierstandards
zuständig.
Mit dem Aufkommen der Heimcomputer und der PCs
gab es wieder eine Nachfrage nach einfachen Systemen, die
wenig Platz benötigten. Mehrbenutzerbetrieb war für diese
Rechner nicht vorgesehen. Die Funktionalität entsprach zu-
nächst den Anforderungen der ersten Betriebssysteme für
Großrechner. Mit der zunehmenden Leistungsfähigkeit und
Komplexität der PCs nahmen dann auch diese Systeme die
gleiche Entwicklung wie die Betriebssysteme für Großrech-
ner zuvor.
Mit der Entwicklung von verteilten Systemen und Compu-
terclustern wurden die Anforderungen an die Betriebssysteme
immer komplexer. Die Prinzipien zur Lösung dieser Anfor-
derungen, sind jedoch im Wesentlichen die gleichen, wie sie
in den 1960er-Jahren entwickelt wurden.
2.3.2
Betriebssysteme für Großrechner
Das Compatible Time-Sharing System ( CTSS ) war eines der
ersten Mehrbenutzersysteme. Es wurde Anfang der 1960er-
Jahre am MIT auf einer IBM 7094 entwickelt und bis 1973
betrieben. Das „Compatible“ im Namen bezog sich auf die
Möglichkeit, eine unveränderte Kopie des Fortran Monitor
Systems (FMS) im Hintergrund auszuführen. Dadurch war
es möglich, die unter diesem Stapelverarbeitungs-Betriebs-
system entwickelten Programme weiter zu nutzen. CTSS gilt
als Vorläufer von Multics, welches wiederum der Vorläufer
von Unix war.
Parallel hierzu wurde von einigen Computerfreaks, man
könnte auch Hacker sagen, das Incompatible Timesharing
System ( ITS ) entwickelt. Es entstand am Labor für Künstliche
Intelligenz des MIT. Es war ein freies Betriebssystem für die
Rechner der PDP-10-Serie von DEC. Entwickelt wurde es auf
einem AI-Rechner. Der Name war eine bewusste Anspielung
auf CTSS.
Multics
Aus der Weiterentwicklung des MIT Compatible Time-Sha-
ring System (CTSS) entstand das Betriebssystem Multics.
Die Abkürzung stand für Multiplexed Information and Com-
puting Service. Es war ein Betriebssystem für Großrechner.
Es wurde ab 1963 in Zusammenarbeit von MIT, General
Electric und den Bell Labs von AT&T unter der Federfüh-
rung von Fernando José Corbató und mit inanzieller Un-
terstützung durch die ARPA entwickelt. Das System wurde
in der Programmiersprache PL/I geschrieben. Ab 1969 war
das erste System am MIT verfügbar. Das erste kommerzielle
Multics-System wurde von Honeywell Information Systems,
Inc. auf einer Honeywell 6180 vertrieben. Das letzte System
wurde im Jahre 1986 installiert. Am 30. Oktober 2000 um
17:08 Uhr wurde das letzte noch laufende Multics-System des
Canadian Department of National Defence in Halifax, Nova
Scotia, Kanada, heruntergefahren und außer Dienst gestellt.
Die einzige Multics-Installation in Deutschland war von 1984
bis 1991 an der Universität Mainz in Betrieb.
Multics wurde zum Vorläufer für die Entwicklung von
Unix. Am 14. November 2007 wurden die Multics-Quelltexte
von Bull HN unter der MIT-Lizenz veröffentlicht.
 
 
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