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Abb. 2.4 John Backus
diese durch Unterprogramme realisiert werden. Ein weiterer
Nachteil war, dass die MATH-MATIC-Programme zunächst
in A-3-Programme transformiert wurden. A-3 war eine Wei-
terentwicklung der von Grace Hopper entwickelten Sprache
A-2. Erst nach diesem Zwischenschritt wurde mit dem A-
2-Compier der endgültige Maschinencode erzeugt. Diese
Vorgehensweise führte zu einem relativ langen Compilier-
vorgang und erzeugte auch keinen efizienten Code. Dagegen
waren die in MATH-MATIC geschriebenen Programme sehr
gut lesbar, wie das folgende MATH-MATIC-Programm zeigt:
(1) READ-ITEM A(11) .
(2) VARY I 10 (−1) 0 SENTENCE 3 THRU 10 .
(3) J = I + 1 .
(4) Y = SQR | A(J) | + 5 _ A(J)3 .
(5) IF Y > 400, JUMP TO SENTENCE 8 .
(6) PRINT-OUT I, Y .
(7) JUMP TO SENTENCE 10 .
(8) Z = 999 .
(9) PRINT-OUT I, Z .
(10) IGNORE .
(11) STOP .
Der Sprachumfang war bereits relativ groß. Neben den
üblichen Kontrollanweisungen gab es verschiedene Ein/
Ausgabe-Anweisungen sowie fünf Schleifen-Mechanismen.
Ihr Hauptproblem war jedoch, dass diese Sprache nur für
UNIVAC-Rechner zur Verfügung stand, von denen es nur
wenige Installationen gab. Man kann davon ausgehen, dass,
falls diese Sprache auch auf IBM-Rechner portiert worden
wäre, es keine Entwicklung von gegeben hätte.
In der Schweiz entwickelte Rutishauser an der ETH Zü-
rich zwischen 1949 und 1951 eine Sprache für algebraische
Berechnungen sowie hierfür einen Compiler für eine hypo-
thetische Maschine. Es war eine sehr einfache Sprache mit
nur einer Kontrollstruktur, der Für-Anweisung.
John Warner Backus (* 3. Dezember 1924 in Philadel-
phia; † 17. März 2007 in Ashland, Oregon) war der Sohn
eines deutschen Emigranten. Sein Vater war ein Chemiker.
Sein Weg zur Informatik war mit einigen Umwegen verse-
hen. Er studierte zuerst Chemie an der University of Virginia,
brach jedoch das Studium ab und verplichtete sich bei der
US Army. Dort wurde er zum Studium der Medizin delegiert.
Während des Studiums wurde ein Gehirntumor festgestellt,
der jedoch erfolgreich operativ entfernt werden konnte.
Zunächst wurde ihm eine Metallplatte auf der Schädel-
decke einoperiert. Da er damit nicht zufrieden war, lies er
diese nach neun Monaten durch eine neue Platte ersetzen.
Danach machte er eine Ausbildung zum Radiotechniker und
entdeckte dabei sein Interesse für Mathematik. Er studierte
anschließend Mathematik an der Columbia University und
beendete das Studium im Jahre 1949 erfolgreich. Kurz vor
Abschluss seines Studiums besuchte Backus die IBM-Zen-
trale in der New Yorker Madison Avenue. Nach einer spon-
tanen Befragung durch Mitarbeiter, die er selbst später als
mündliches Examen bezeichnete, wurde er auf der Stelle als
Programmierer angeworben und trat diese Stelle 1950 an.
Im Dezember des Jahres 1953 unterbreitete John Backus
seinem Chef Cuthbert Hurd bei IBM den Vorschlag, eine höhere
Programmiersprache zu entwickeln, mit dem Ziel to create a
language to formulate a problem in terms of a mathematical
notation and to produce automatically a high speed [IBM]
704 program for the solution of the problem . Es sollte eine
algorithmische Sprache sein, deren Programme automatisch
in Maschinencode oder Assembler transformiert werden konn-
ten, die die gleiche Efizienz wie mit der Hand erstellter Code
besitzen sollten. Da Hurd aufgefallen war, dass die Kosten
für die Softwareentwicklung wesentlich schneller stiegen als
die Kosten für die Hardwareentwicklung, stimmte er diesem
Vorschlag zu und genehmigte die Entwicklung des IBM Mathe-
matical FOR mula TRAN slating System , abgekürzt FORTRAN.
Das Projekt war ursprünglich auf sechs Monate ausgelegt.
Tatsächlich konnte Harlan Herrick am 20. September 1954
das erste FORTRAN-Programm ausführen. Im gleichen Jahr
erschien die erste interne und noch sehr rudimentäre Sprach-
Für j = 1(1)n:
Für i = 1:
Für k = 1:
Ebenfalls an der ETH Zürich betrieb parallel hierzu Cor-
rado Böhm ähnliche Entwicklungen. Er war es, der zum ers-
ten Mal den Compiler in der gleichen Sprache schrieb wie die
zu kompilierende Sprache.
Aufbauend auf ihren Erfahrungen mit dem STANIS-
LAUS-Rechner an der TU München entwickelten F. L. Bauer
und K. Samelson eine spezielle Technik, um geschachtelte
arithmetische Ausdrücke mittels einer einfachen Kellertech-
nik zu übersetzen.
FORTRAN
Die erste erfolgreiche höhere Programmiersprache war
FORTRAN. Die Entstehung von FORTRAN begann im
Jahre 1953. Ihre Entwicklung wurde von John Backus ge-
leitet ( Abb. 2.4 ) .
 
 
 
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