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Abb. 1.73 ROBOX 103
Speicher saldiert. Die Verwendung der Box hatte aber einen
gravierenden Nachteil: War man bei der Eingabe zu lang-
sam, wurden nur Bruchstücke übernommen, was unbemerkt
zu Fehlern führte. Bei dem Nachfolgemodell „IME 86“ hatte
man daher auf die Verwendung der Robox verzichtet.
Auch in Japan entstand 1964 ein elektronischer Tisch-
rechner mit Germanium-Transistoren und Flip-Flop Ele-
menten als Speicher. Es war der Canon Canola 130 . Das
Gerät zeichnete sich im Innern durch große Platinen aus.
Die Platinen waren nicht gesteckt, sondern angelötet, was
für die Servicefreundlichkeit nicht optimal war. Gerade im
Jahre 1964 ging es darum, möglichst schnell einen elekt-
ronischen Tischrechner auf den Markt zu bringen, um un-
ter den Ersten zu sein. Bemerkenswert war die Anzeige.
143 Glühlampen waren notwendig, um mittels Lichtleitung
und Streulicht die Ziffern und den Dezimalpunkt zu erzeu-
gen. Manchmal wird diese Art der Anzeige auch mit „Flut-
lichtanzeige“ bezeichnet. Der einzige Vorteil gegenüber
den sonst üblichen Nixie-Röhren war die ansprechendere
Leuchtfarbe der Ziffern.
Drei Jahre nach dem Anita-Rechner kam der Friden EC-
130 ( Abb. 1.74 ) auf den Markt. Im Gegensatz zu der Anita
war er voll transistorisiert. Entwickelt wurde er von Robert
Ragen . Seine Besonderheit war, dass er erstmalig (noch vor
den Rechnern von Hewlett-Packard) bei einem Tischrech-
ner die umgekehrte polnische Notation verwendete. Bei der
umgekehrten polnischen Notation werden zunächst die Ope-
randen niedergeschrieben bzw. eingegeben und danach der
darauf anzuwendende Operator. Die umgekehrte polnische
Notation wurde im Jahre 1920 von Jan Lukasiewicz entwi-
ckelt, als Schreibweise für mathematische Ausdrücke ohne
Verwendung von Klammern.
Im Jahre 1968 wurde von Hewlett-Packard der HP-9100A
auf den Markt gebracht. Dieser Rechner wurde in einer Wer-
beanzeige erstmals in der Literatur als Personal Computer
(PC) bezeichnet, obgleich er nicht viel mit dem heutigen Ver-
ständnis eines PCs gemein hatte.
Steve Jobs, Gründer von Apple Computer, sagte im Ap-
ril 1995 in einem Interview mit Daniel Morrow:
I saw my irst desktop computer at Hewlett-Packard which was
called the 9100A. It was the irst desktop in the world.
Abb. 1.74 Friden EC-130
Der HP-9100A verfügte über:
• Permanent-Magnetkernspeicher für bis zu 196 Pro-
grammzeilen und sechs Variablen (a … f)
• Umgekehrte Polnische Notation als Rechennotation
• Komplexe, trigonometrische und hyperbolische Funkti-
onen
• Rechenbereich: 10 −98 bis 10 99
• Bildschirm für die Darstellung von drei Zeilen (X-, Y-
und Z-Register)
• Integrierter Magnetkartenspeicher für die Aufzeichnung
von Programmen
• Kontrollstrukturen (Verzweigungen, Flags, GOTO-
Anweisung)
• Drucker, Plotter, Erweiterungsspeicher etc. als Optionen
Der Preis für das Grundgerät betrug 1968 4900 US$ oder
19.600 DM und damit ca. das Doppelte eines durchschnitt-
lichen Bruttojahresgehaltes der damaligen Zeit. Gemessen
am heutigen Jahresdurchschnittseinkommen (ca. 30.000 €)
entspricht das einem Preis von ca. 60.000 €. Bemerkenswert
ist, dass diese Leistung ohne die Verwendung von integrierten
Schaltkreisen erbracht wurde. Es gibt Geräte, die noch nach
über 40 Jahren arbeiten wie am ersten Tag.
Im Jahre 1970 wurde der Kenbak-1 ( Abb. 1.75 ) von John
Blankenbaker bei der Kenbak Corporation entwickelt. Im
Alter von 19 Jahren begann Blankenbaker im Jahre 1949
Computergeräte herzustellen. Er beendete das Projekt, weil
es zu teuer war. Nach seiner Graduierung in Physik und Ma-
thematik arbeitete er bei der Hughes Aircraft Company. Er
sollte einen Computer entwickeln, der einen entsprechend
großen Speicher hatte und es sollte ein erschwingliches Gerät
für den privaten Gebrauch sein. Nachdem der Hughes Busi-
ness Prozessor fertig war (dieser war nur für einen limitierten
Markt bestimmt), ging er zurück zur Schule und machte sei-
nen Electrical Engineers Abschluss.
 
 
 
 
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