Information Technology Reference
In-Depth Information
Abb. 1.61 Laufzeitspeicher mit Nickeldraht
1.4.5
WOM-Speicher
Abb. 1.59 Aufbau eines Nickeldraht-Laufzeitspeichers
Zum Schluss noch eine Kuriosität aus dem Gebiet der Spei-
cherentwicklung. Im Jahre 1972 wurde von dem in Silicon
Valley ansässigen Halbleiterhersteller Signetics ein WOM-
Speicher angeboten. Bei dieser Firma gab es eine Abteilung,
in der alle von der Entwicklung erarbeiteten Dokumentatio-
nen und Speziikationen für neue Chips auf ihre Korrektheit
überprüft wurden. Diese Abteilung war nicht sehr beliebt, da
sie sehr langsam und sehr formalistisch arbeitete, und darüber
hinaus nach Ansicht der Kollegen aus den Entwicklungsab-
teilungen keine wirkliche Ahnung von den Fertigungs- und
Anwendungstechnologien hatte. Um die Inkompetenz dieser
Prüfer aufzuzeigen, erstellte ein frustrierter Entwicklungs-
ingenieur genau nach den entsprechenden formalen Vor-
schriften ein Datenblatt für einen neuen Speicherchip. Dem
gab er den Namen Signetics 25120 Model Fully Encoded,
9046XN, Random Acces Write Only Memory. Damit war der
WOM-Speicher (Write Only Memory) geschaffen. Er arbei-
tete nach dem OINO-Prinzip ( Once In - Never Out ), d. h.
auf ihm können Daten gespeichert, aber nie mehr ausgelesen
werden. In dem Datenblatt gab der Entwicklungsingenieur als
Anwendungsgebiete u. a. „Postmortem-Speicher für Waffen-
systeme“ und „unintelligente Mikrokontroller“ an. Besonders
bemerkenswert waren einige Details der technischen Daten.
So war der Einsatz von Kondomen an den Kontakten aus
Gründen des Überhitzungsschutzes vorgesehen. Der Chip
wurde in der Einleitung als „einfach kühlbar“ beschrieben,
aber gemäß den Speziikationsangaben sollte der Chip mit
einem zwei Meter hohen Lüfter ausgestattet sein. In den
zugehörigen Blockdiagrammen war neben einigen anderen
Merkwürdigkeiten auch ein Wasserhahn vertreten. Trotz al-
ler dieser Ungereimtheiten wurde dieses Datenblatt von den
„Fachleuten“ der Prüfabteilung abgesegnet. Der Chip wurde
in den Firmenkatalog aufgenommen und zum Verkauf ange-
boten. Der Schwindel iel erst auf, als sich Kunden nach De-
tails, Lieferbedingungen und Preisen erkundigten. Die Firma
Signetics ließ daraufhin schnellstens neue Kataloge ohne den
wurden bereits ab Beginn der RADAR-Technik im Zweiten
Weltkrieg entwickelt.
Ab Ende der 1940er-Jahre verwendete man Verzögerungs-
leitungen zur dynamischen Datenspeicherung in Computern.
Sie bestanden zunächst aus einer Quecksilberröhre, an deren
beiden Enden ein Schwingquarz angebracht war. Brachte
man durch einen kurzen Stromstoß einen Schwingquarz zum
Schwingen, so planzten sich die erzeugten Ultraschallsig-
nale im Quecksilber mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit
von 2 km/s fort und brachten nach entsprechender Verzöge-
rungszeit den anderen Schwingquarz dazu, eine kleine Span-
nung zu erzeugen.
Frischte man nun den sendenden Quarz mit entsprechen-
den Stromstößen synchron zum Takt des Rechenwerks auf, so
konnte man ein serielles Bitmuster einer bestimmten Länge
umlaufen lassen und somit speichern. Auf diese Weise er-
folgte die Speicherung allein im Quecksilber durch die Sig-
nallaufzeit der akustischen Welle ( Abb. 1.60 ) .
Abb. 1.60 Quecksilber-Lauf-
zeitspeicher des UNIVAC I aus
dem Jahre 1951
Später verwendete man anstelle des giftigen Quecksilbers
einen Nickeldraht. Hierbei wurde der Effekt der Magneto-
striktion in Nickel zum Schreiben/Lesen ausgenutzt und ein
langer aufgerollter Nickeldraht zur Speicherung verwendet
( Abb. 1.59 und Abb. 1.61 ).
 
 
 
 
 
Search WWH ::




Custom Search