Information Technology Reference
In-Depth Information
Abb. 1.38 IBM 726
Abb. 1.37 Magnetofon K1 in
Truhe (FT1)
ten Bandgeschwindigkeit von 77 cm/sec. Das AEG K1 war
weltweit absolut einzigartig, bestand es doch (nur) aus drei
Koffern (dem Laufwerk, dem Verstärker- und dem Laut-
sprecherkoffer) und war damit einmalig und wirklich trans-
portabel ( Abb. 1.37 ).
Weiterhin hatte dieses Bandgerät einen richtigen 3-Mo-
toren-Antrieb (nach einer Idee des Teamleiters bei AEG Dr.
Theo Volk ) sowie einen schnellen Rücklauf und eine Druck-
tastensteuerung. Eine 30-cm-Spule mit 6,5 mm breitem Band
konnte mit 100 cm/s Geschwindigkeit bis zu 20 Minuten
aufnehmen und wog nur ca. 1 Kilo, im Gegensatz zu einer
Stahlband-Spule, die ca. 35 Kilo wog. Es gab die K (Koffer)
Serie und die T (Truhe) Serie. Letztere war in edlem Holz
verpackt. Eigentlich hätte die erste Vorstellung eines AEG
Koffer-Magnetofons (daher später immer das „K“) zur Funk-
ausstellung im August 1934 stattinden sollen. Aber das Gerät
zerstörte die Bänder sogar noch im Labor (denn es hatte nur
einen Motor). Die Vorstellung wurde daher nur einen Tag
vor der Eröffnung vom AEG Vertriebschef höchstpersönlich
abgesagt und war eine sehr herbe Enttäuschung für die Ent-
wickler.
Ab etwa 1934 bis 1938 entwickelte bei der BASF Dr.
Friedrich Matthias das erste Kunststoff-Tonband mit einer
Eisen-Pulver-Beschichtung (Carbonyl-Eisen) auf einem Ace-
tyl-Cellulose-Träger, also im Prinzip auf einer Art dünnstem
Film ähnlichen Materials. Doch das Eisenpulver auf dem Ei-
senband rostete nach dem Beschichten und veränderte somit
seine Eigenschaften.
Die IG Farben Chemiker in Ludwigshafen waren es, die
dann auf die Idee mit dem Eisenoxid (einem schon vorher
verrosteten Material) kamen und dann das erste moderne
Acetyl-Cellulose-Eisenoxid-Band entwickelten und auch
produzierten. Das Typ C Band war zu dieser Zeit 6,5 mm
breit und dunkelrotbraun bis schwarz. Und es wurde konti-
nuierlich weiter entwickelt. So wurde das Eisenoxid-Pulver
(Magnetitbeschichtung) später nicht mehr als Beschich-
tung auf das Trägermaterial aufgebracht, sondern homogen
in das Basismaterial eingebunden. Ferner stellte man auf
Gamma-Ferric-Oxide um und brachte diese in einer eigenen
Emulsion auf das Trägermaterial auf. Das war dann das für
lange Zeit gebräuchliche Zweischichtenband. Nach einer
Explosion im Ludwigshafener Werk wurde dort im Juli 1943
eine neue Tonband-Fabrik gebaut und auf PVC (polyvinyl-
chloride-plastic-base) als Trägerband (plus-Beschichtung)
umgestellt. Das IG Farben (BASF) Typ-L Band war geboren
und wurde von nun an bis Kriegsende und darüber hinaus
produziert.
In neuen Entwicklungen der BASF wurde daher die Ei-
sen- bzw. Magnetitbeschichtung der Tonbänder verlassen
und durch das von Matthias gefundene magnetisierbare
γ-Eisenoxid (Fe2O3) ersetzt. Dieses Oxid ist aufgrund mikro-
kristalliner Strukturen für die Aufzeichnung kurzer Wellenlän-
gen besonders geeignet. Damit konnte man später die Band-
geschwindigkeit ohne merklichen Höhenverlust herabsetzen.
Am 19. November 1936 wurde dann erstmals ein öf-
fentliches Konzert mit dem Londoner Philharmonischen
Orchester unter der Leitung von Sir Thomas Beecham im
Feierabendhaus in Ludwigshafen mitgeschnitten. Es war der
3. Akt von Mozarts Symphonie Nr. 39. Aufgezeichnet auf den
neuen BASF Acetyl-Cellulose-Eisenoxid-Bändern vom Typ
C wurde das Konzert zur Überraschung aller anschließend
noch mal über Tonband vorgetragen.
Problematisch war allerdings noch das starke Klirren und
Rauschen, bedingt durch die Hysterese der magnetischen
Induktion in ferromagnetischen Werkstoffen. Im Jahre 1941
wurde zufällig die Hochfrequenz-Vormagnetisierung gefun-
den, die diesen Effekt umgeht, was eine bis dahin völlig un-
bekannte Klangtreue brachte.
Die Magnetofone waren nach Kriegsende bei den alliierten
Soldaten begehrte Beutestücke. Auch die US-Industrie interes-
sierte sich für die außerhalb Deutschlands unbekannte Technik
und kopierte sie, da in den USA bis zu dieser Zeit noch mag-
netisierter Draht zur Tonaufzeichnung verwendet worden war.
Zum ersten Mal in der Speichergeschichte wurden externe
Speicher mit magnetischer Aufzeichnung für Computer von
IBM im Jahre 1952 angeboten: Die IBM-Magnetbandeinheit
IBM 726 ( Abb. 1.38 ) bot eine Speicherkapazität von 1,4 Me-
gabyte auf einem 12-Zoll-Rollenband (Durchmesser der
Bandspule) mit 720 Metern Länge. Sie verfügte über zwei
integrierte Bandlaufwerke. Dies erwies sich allerdings als
äußerst unpraktisch, weil keines der beiden Laufwerke im
Fehlerfall oder bei Wartungsarbeiten weiterhin zur Verfügung
stand. Bereits ein Jahr später, 1953, folgte die IBM 727 mit
 
 
 
 
Search WWH ::




Custom Search