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Abb. 1.21 Telegrafen-Reli-
efschreiber gebaut 1861von
Siegfried Marcus
1832 führten Wilhelm Weber und Carl Friedrich Gauß 1833
Versuche mit einem elektromagnetischen Telegrafen durch.
Im selben Jahr gelang ihnen die erste telegraische Nachrich-
tenübertragung. Sie fand zwischen dem Physikgebäude bei
der Paulinerkirche in der Göttinger Innenstadt zur Göttinger
Sternwarte statt. Zur Nachrichtenübertragung dienten positive
oder negative Spannungspulse, die durch gezieltes Umpolen
und Auf- und Abbewegen einer Induktionsspule erzeugt wur-
den. Die Spule wurde hierzu über ein Bündel von magneti-
sierten Stahlschienen geschoben. Ein Nachbau, den Weber
für die Weltausstellung 1873 in Wien in Auftrag gab, beindet
sich in der historischen Sammlung des Ersten Physikalischen
Instituts der Universität Göttingen.
Im Jahre 1835 entwickelte Paul Freiherr Schilling von
Canstadt in St. Petersburg einen Nadeltelegrafen, der durch
die Ausschläge einer kompassähnlich gelagerten Magnet-
nadel die Ziffern 1 bis 10 angab. Diesen sah der Engländer
William Fothergill Cooke 1836 in Heidelberg. Zusammen mit
Charles Wheatstone schuf dieser daraufhin 1837 die erste be-
triebssichere Signalleitung für eine Eisenbahnstrecke in Eng-
land. Diesem System entsprach der erste öffentlich genutzte
elektrische Telegraf in Deutschland auf der ersten längeren
europäischen Linie Bremen-Bremerhaven.
Ein nachhaltiger Fortschritt kam 1837 mit dem von Sa-
muel Morse konstruierten und 1844 verbesserten Schreibte-
legrafen. Um 1850 hatte sich Morses Technik auf den deut-
schen Telegrafenlinien, die sich in wenigen Jahren zu einem
zusammenhängenden Netz geschlossen hatten, durchgesetzt.
Die automatische Buchstabencodierung wurde mit der Er-
indung des Zeigertelegrafen und dem Fernschreiber möglich.
Der englische Physiker Eduard Hughes , der in den
USA lebte, beschäftigte sich als erster mit dem Plan, ei-
nen Typenrad-Telegrafen herzustellen. Gefördert wurde die
Entwicklung durch die Presse. Die Presse war auch damals
schon auf schnelle Nachrichtenübermittlung angewiesen.
Deshalb konnte die American Telegraph Company, die in
den USA die Monopolstellung besaß, horrende Gebühren
erheben. Die Presseagenturen stießen auf einen Bericht über
Hughes und stellten ihm Geldmittel zur Verfügung, um sein
Vorhaben zu Ende zu führen, damit sie ihre Kosten senken
konnten. Das erste Gerät dieser Art war 1854 fertiggestellt.
Zur Eingabe wurden Klaviertasten verwendet, welche beim
Betätigen einen Stift herunterdrückten. Darunter bewegte
sich ein Schlitten, der ebenfalls mit den gleichen Tasten be-
setzt war. Wenn nun eine Taste gedrückt wurde, kam sie
mit einem Stift des Schlittens in Berührung und es wurde
ein Stromstoß zum Empfänger geschickt. Beim Empfänger
wurde das Signal an einen Elektromagneten weitergegeben,
der einen Papierstreifen an das Typenrad drückte, welches
synchron mit dem Schlitten des Absenders lief. Dieser Ty-
penrad-Telegraf breitete sich nach dem Telegrafenkongress
in Wien im Jahr 1868 auch rasch über dem gesamten euro-
päischen Kontinent aus ( Abb. 1.22 ).
Das geplante Befehlsspeicherwerk bestand aus einer
Trommel mit Speicherschienen für jede Funktionstaste.
Ferner gab es eine Programmbeendigungsschiene und eine
Wiederholperiodenschiene. Die Speichertrommel war ähnlich
aufgebaut wie die Programmeinheit anderer „Printing Cal-
culators“. Allerdings konnten die einzelnen Steuersegmente
vom Bediener selbst festgelegt werden. Zum Aufzeichnen
einer Befehlssequenz wurde ein Steuerhebel in die „Lernstel-
lung“ gebracht, und der Anwender führte eine Beispielrech-
nung auf der Maschine aus. Dabei wurden die Speicherschie-
nen entsprechend den betätigten Funktionstasten eingestellt.
Beim Abruf einer Befehlsfolge wurde der Steuerhebel in
die Ausführungsstellung gebracht. Für jeden Rechenschritt
konnten nun Ziffern eingetastet werden. Nach dem Druck
auf eine Haupttaste wurde durch einen Abfühlhebel die je-
weils nächste gespeicherte Funktionstaste automatisch von
der Maschine betätigt. Die Wiederholperiodenschiene war
aktiv, falls zwei oder mehrere Funktionstasten hintereinander
aufgezeichnet wurden, und mit der Programmbeendigungs-
schiene kehrte die Maschine in die Ausgangsstellung zurück.
Gebaut wurde die Monroe 580 mit Befehlsspeicher allerdings
nicht. Monroe brachte stattdessen die Modelle Epic 2000 und
Epic 3000 auf den Markt, die genau diese Programmierung
in elektronischer Form ausführten.
Lochstreifen und Lochkarten
Die Möglichkeit, größere Datenmengen zu speichern, ergab
sich durch die Entwicklung von Lochstreifen und Lochkarten.
Sie haben beide ihren Ursprung in der Entwicklung von Steu-
erungen für mechanische Webstühle durch Basile Bouchon,
Jean-Baptiste Falcon, Jaques de Vaucanson und Joseph-Marie
Jacquard. Über die Entwicklungsgeschichte der Lochkarten
wurde bereits in Bd. 2, Kap. 2 berichtet. Die Lochstreifen
wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch zur Darstellung
und Speicherung von Daten verwendet.
Ihren ersten Höhepunkt in der Verwendung fanden sie mit
dem Aufkommen der Telegraie . Nach Entdeckung der elek-
tromagnetischen Induktion durch Michael Faraday im Jahre
 
 
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