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Form auch eine Weiterverarbeitung gespeicherter Werte mög-
lich. Bei vielen Modellen konnte darüber hinaus der Inhalt
des Summierwerks wieder in das Resultatwerk übertragen
werden. Damit konnte der Wert dort als Summand oder Divi-
dend in einem nachfolgenden Rechenvorgang zur Verfügung
stehen. Spätere Modelle verfügten dann bereits über Einrich-
tungen, mit denen eine aus dem Resultatwerk abgespeicherte
Zahl wieder in das Einstellwerk übertragen werden konnte,
sodass sich ein Rechenergebnis z. B. auch als Faktor oder
Divisor wiederverwenden ließ.
Spezielle Aufgabenstellungen aus dem kaufmänni-
schen Bereich, z. B. Fakturierungen und Lohnrechnungen
oder besondere Rechenprobleme aus den Ingenieur- und
Naturwissenschaften (Vermessungswesen, Statistik und As-
tronomie), brachten die Konstrukteure Ende des 19. Jahr-
hunderts dazu, über Speichermöglichkeiten in Vierspezies-
Rechenmaschinen nachzudenken. Zwar gab es schon vorher
Rechenmaschinenmodelle, die auch ein Festhalten der Zwi-
schenergebnisse ermöglichten, wie z. B. das Arithmaurel mit
zwei Resultatwerken von Timoleon Maurel und Jean Jayet
aus dem Jahr 1849, aber diese Konstruktionen konnten sich
nicht durchsetzen.
Der erste Entwurf zum Einbau einer Speichereinrichtung
in eine handelsübliche Vierspeziesmaschine geht zurück auf
Franz Trinks , der mit seiner Firma Grimme, Natalis & Co. be-
reits 1892 die erste Sprossenradmaschine in Deutschland auf
den Markt brachte. Seine Patentschrift aus dem Jahre 1901
mit dem Titel Vorrichtung an Rechenmaschinen zur Sichtbar-
machung der Einzelsummanden bei fortgesetzter Addierung
von Produkten beschreibt eine Sprossenradmaschine, bei der
ein Wert aus dem Einstellwerk gleichzeitig in zwei Anzeige-
werke übertragen wird. Mit diesem Patent hat Franz Trinks
die Grundlagen für das Parallelwerk gelegt. Seine Konstruk-
tion wurde jedoch erst 1907 in den Modellen Brunsviga F
und G umgesetzt.
Etwa zeitgleich mit Trinks entwickelte Christel Hamann
im Auftrag von Ernst Schuster eine Sprossenradmaschine
namens Duplicator - die erste Vierspeziesmaschine mit
Summierwerk, also einem vom Hauptzählwerk unabhängi-
gen Speicherzählwerk, in dem sich Produktsummen abspei-
chern lassen. Dieser Speichermechanismus wurde im Jahre
1901 unter dem Titel Rechenmaschine zur Summierung von
Produkten mit getrennten Anzeigewerken für die Einzelpro-
dukte und deren Summe patentiert. Zwar indet sich der Name
Hamann nicht in dieser Patentschrift, allerdings wird er im
entsprechenden amerikanischen Patent als Erinder genannt.
In dem deutschen Patent DE143497 indet sich auch eine
Gegenüberstellung von Hamanns Entwurf und dem Vorschlag
von Trinks ( Abb. 1.20 ) .
Die Idee, eine doppelte Staffelwalzenreihe für die beiden
Resultatwerke zu verwenden, wurde im Jahre 1906 von Hugo
Wurfschmidt in der Patentschrift DE210660 vorgeschlagen.
Die Idee war vermutlich als Erweiterung der Shires-Multiad-
Abb. 1.20 Die Entwürfe von Trinks a und Hamann/Schuster b
div-Rechenmaschine gedacht, aber erst Samuel Herzstark hat
dieses Prinzip zu einer vollständigen Rechenmaschinenkon-
struktion ausgearbeitet. In den nachfolgenden Jahren erhiel-
ten dann auch die Staffelwalzenmaschinen anderer namhafter
Hersteller ein zweites Hauptzählwerk wie etwa die Modelle
von Arthur Burkhardt (Modell D, um 1909), Reinhold Pöthig
(Archimedes „Duplor“, 1911), Mathias Bäuerle (Peerless mit
Doppellineal, ca. 1913) und Hugo Bunzel (Bunzel-Delton
Nr. 5 und 10, ca. 1913).
Die Millionaire des Schweizer Herstellers H. W. Egli , die
als einzige kommerzielle Vierspeziesmaschine mit einem
Multiplikationskörper im Schaltwerk arbeitete, erschien
1914 ebenfalls mit einem zweitem Resultatwerk und unter
der Modellbezeichnung „VIII/XII e TD“ auf dem Markt. Ab
1913 wurden dann auch die von Christel Hamann entwickel-
ten Proportionalhebelmaschinen Mercedes Euklid mit einem
Speicherwerk ausgestattet.
Anfang der 1930er-Jahre erschienen die ersten „Superau-
tomaten“ auf dem Markt. Die so bezeichneten Vierspeziesma-
schinen konnten alle vier Grundrechenarten vollautomatisch
ausführen und besaßen ferner zusätzliche Einrichtungen,
wozu meist auch eine Speichervorrichtung gehörte.
Der im Jahre 1932 von Heinrich Kottmann im Büroma-
schinenwerk Sömmerda entwickelte „Super-Automat mit
Speicher und elektrischer Löschvorrichtung“ ( Rheinmetall
SASL ) war die erste vollautomatische Vierspeziesmaschine
mit einem Speicherzählwerk im Schlitten. Kurz darauf folg-
ten weitere Vollautomaten mit Speichervorrichtung: die
Staffelwalzenmaschine Archimedes GEMRZ/MZ (ab 1934)
mit zweitem Resultatwerk und wahlweise zweitem Quoti-
entenwerk, die Schaltklinkenmaschine Hamann Selecta SP
(ab 1935) mit stationärem Summierwerk, und das Schweizer
Fabrikat Madas 20A (ab 1936) mit einem Multiplikatorspei-
cherwerk, mit dessen Hilfe man den Wert aus dem Hauptzähl-
werk durch Tastendruck übernehmen konnte.
Die ersten Ansätze, auch mechanische Rechenmaschinen
mit einem „echten“ Befehlsspeicher auszustatten, stammen
von der Firma Monroe . Aufbau und Funktionsweise eines
solchen Programmspeichers, der für das Modell Monroe 580
vorgesehen war, sind in der Patentschrift DE1549332 von
Herman Gang beschrieben.
 
 
 
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