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Abb. 1.12 IBM 604
dessen Frau Martha. Nachdem der Vater 1915 eine Pfarrstelle
im nordbadischen Mosbach angetreten hatte, besuchte der
junge Schreyer ab 1919 die Volksschule und anschließend das
dortige Realgymnasium bis zum Abitur im Jahre 1933. Da-
nach arbeitete er für ein Jahr als Praktikant in der Lehrlings-
werkstatt der Berliner AEG. Im Jahre 1934 begann Schreyer
ein Studium der Elektro- und Nachrichtentechnik an der TH
in Berlin-Charlottenburg. In der Studentenverbindung Aka-
demischer Verein Motiv lernte er 1937 Konrad Zuse kennen,
was zum Beginn einer Jahrzehnte währenden Zusammenar-
beit und einer lebenslangen Freundschaft wurde. Aus der Zu-
sammenarbeit mit Zuse, dem er bei der Entwicklung der Z1
half, erkannte er frühzeitig die Möglichkeit, die von diesem
verwendeten Relaisschaltungen durch Röhrenschaltungen
zu ersetzen. Im Jahre 1938 führte er an der TH Berlin zu-
sammen mit Konrad Zuse eine entsprechende Versuchsschal-
tung vor und machte den Vorschlag, auf dieser Basis eine
elektronische Rechenmaschine zu bauen. Allerdings wurde
dieser Vorschlag dort von den anwesenden „Fachleuten“ als
„Fantasterei“ bezeichnet. Hierauf entschloss sich Zuse, für
seine weiteren Computerentwicklungen auf die Technik der
elektromechanischen Relais zu setzen. Im Jahre 1941, also
ein Jahr vor Fertigstellung der Z3 wurde Schreyer am Institut
für Schwingungsforschung der TH Berlin mit dem Thema
Das Röhrenrelais und seine Schaltungstechnik promoviert.
Schreyer wanderte 1949 nach Brasilien aus. Dort wurde er
zum Leiter des Fernmeldelabors der brasilianischen Post und
zum Professor der Technischen Hochschule des brasiliani-
schen Heeres in Rio de Janeiro berufen.
Somit war die erste elektronische Universalrechenma-
schine die ENIAC aus dem Jahre 1946. Im gleichen Jahr
wurde auch die IBM 603 fertiggestellt. Bei der IBM 603
wurde zum Zählen, im Gegensatz zu ENIAC, bereits ein binä-
rer Dezimalcode verwendet, d. h. nur 4 Doppeltrioden mit den
Wertigkeiten 1, 2, 4 und 8 sowie eine Einfachtriode genügten
für die Realisierung der zehn Werte einer Dezimalstelle. Auf
Wunsch konnte die IBM 603 mit einer Gleitpunkt-Arithmetik
ausgerüstet werden, diese geht auf eine Erindung von James
W. Bryce aus dem Jahre 1934 zurück, die bei Bedarf auch
bereits in den Vorläufertypen, den Lochkartenmaschinen
601 und 602 , eingebaut wurde. Eine Gleitpunkt-Arithmetik
ist besonders vorteilhaft beim Rechnen mit Zahlen unter-
schiedlicher Größenordnungen. Danach entstanden 1948 die
IBM SSEC , die IBM 604 und die Manchester Small-Scale
Experimental Machine.
Die IBM 604 ( Abb. 1.12 ) war die Nachfolgema-
schine der IBM 603. Beide Rechner arbeiteten mit einem
Lochkartenleser/-stanzer zusammen, der zur Eingabe und
Ausgabe der Daten diente. Wie die Type IBM 603 wurde
auch das Modell 604 unter der Leitung von R. E. Palmer
entwickelt und hergestellt. Ein Programmspeicher war noch
nicht vorhanden. Das Programm wurde, wie bei ENIAC üb-
rigens auch, auf eine Schalttafel gesteckt.
Die 604 enthielt zwar „nur“ 1400 Röhren und war mit
ihren siebzig maximal verfügbaren Programmschritten noch
recht langsam und in ihrer Anwendung begrenzt, vergli-
chen mit den späteren speicherprogrammierten Maschinen,
konnte sie immerhin bereits mit elektronischer Geschwin-
digkeit addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividie-
ren. Ein Additionstakt dauerte z. B. nur 370 Mikrosekunden.
Marktforscher schätzten für diese Maschine einen Bedarf
von 75 Stück, installiert wurden schließlich 5600 Maschi-
nen. Ein besonderer Entwicklungsbeitrag Palmers - neben
seiner Verantwortung für das gesamte Entwicklungsprojekt
- war das „Steckeinheitenkonzept“, bei dem alle elektroni-
schen Komponenten leicht ausgetauscht werden konnten,
ein Konzept, das heutzutage in der Gerätetechnik allgemein
üblich ist.
Der IBM Selective Sequence Electronic Calculator
(SSEC), auch Poppa ( Abb. 1.13 ) genannt, war ein Hybrid-
computer aus 12.500 Röhren sowie 21.400 mechanischen
Relais, der im IBM-Hauptquartier in 590 Madison Avenue in
New York/Manhattan stand. Der Öffentlichkeit wurde er am
27. Januar 1948 vorgestellt. Die Maschine war rund 100mal
schneller als die Harvard Mark 1. Sie wurde u. a. zur Berech-
nung von Planetenpositionen eingesetzt.
Abb. 1.13 Poppa
Danach wurden Röhrencomputer bis in die 1960er-Jahre
gebaut. Der größte jemals hergestellte Röhrencomputer war
der 1956 fertiggestellte AN/FSQ-7 ( Abb. 1.14 ). Er besaß
55.000 Röhren und wog 275 Tonnen. Die benötigte Grundlä-
che betrug 2000 m 2 . Insgesamt wurden 52 Maschinen dieses
 
 
 
 
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