Information Technology Reference
In-Depth Information
Abb. 4.22 Louis Pouzin
Diese vorprogrammierte, zufällige Zeitspanne war eines
der wichtigsten Merkmale des ALOHANETs. Kam es ein-
mal zu Datenverlusten, bekamen die Terminals keine Emp-
fangsbestätigung des Menehune. Würden die Terminals nun
zeitgleich ihr Programm sequenziell durchlaufen, würden alle
wieder zur gleichen Zeit ihre Daten verschicken und es käme
erneut zu einer Datenkollision und damit zu einem Übertra-
gungsfehler. Doch durch den random access konnte diese
Problematik minimiert werden.
Zum Juni 1971 wurde das ALOHANET fertiggestellt.
Der Menehune stand auf dem Manoa-Valley Campus der
Universität und das erste Terminal wurde in Abramsons
Haus installiert. Bis zum Jahresende wurden vier weitere
Remote-Terminals an das Netzwerk angeschlossen und das
Netz wuchs stetig weiter. Im Jahre 1972 wurde das ALOHA-
NET über Telefonleitungen mit dem ARPANET verbunden.
Das war das erste Mal, dass ein anderes Computernetz dem
ARPANET hinzugefügt wurde. Nachfolgende Entwicklun-
gen ermöglichten es, dass nicht nur die Terminals auf den
IBM-Zentralrechner zugreifen, sondern auch beliebig viele
Computer über den Großrechner miteinander kommunizieren
konnten. Auch wenn das Netz heute nicht mehr in Betrieb ist,
legte es mit seinem Grundprinzip des ALOHA-Protokolls die
Basis für das Ethernet.
4.3.2
CYCLADES
Anfang der 60er-Jahre entwickelte die französische Regie-
rung den Plan Calcul , in dessen Rahmen das INRIA (Ins-
titut de Recherche en Informatique et en Automatique) , die
staatliche Computerirma CII (Compagnie International pour
l'Informatique) und die Délégation à l'Informatique entstan-
den.
Die französische Délégation à l'Informatique vergab an
Louis Pouzin ( Abb. 4.22 ) den Auftrag, ein eigenes Compu-
ternetzwerk zu konstruieren, mit dessen Hilfe man die Daten-
banken aller Regierungsbehörden vernetzen konnte. Pouzin
hatte zuvor an der Entwicklung eines Kommunikationssys-
tems für den französischen meteorologischen Dienst mitge-
arbeitet, bevor er dieses Projekt annahm und war aus dieser
Sicht schon für diese Aufgabe qualiiziert.
Pouzin besuchte einige der ARPANET-Standorte, um sich
mit den Ideen der Technik vertraut zu machen und aus den
zuvor begangenen Fehlern der Wissenschaftler zu lernen.
Bei diesen Besuchen machte er drei Schwachpunkte des
ARPANET ausindig. Er bemängelte die speziellen Interface-
Karten, die Paketvermittlung und die Inefizienz des Host-
to-Host Protokolls in der Hinsicht, dass sie alle zu sehr hard-
wareorientiert waren. Er bemerkte:
The basic difference between hardware and software approa-
ches is speed versus ease of operation. Having something like
an address hardwired in is quicker than having to look it up
Abb. 4.23 Cyclades-Netzwerk September 1973
in the computer's memory, but on the other hand having it in
memory means that if you ever want to change it, it is easier
to do.
Pouzin machte sich die gewonnene Erkenntnis über das
ARPANET zunutze und entwarf daraufhin ein mehr soft-
wareorientiertes Subnetz. So wurden u. a. die Adressen nicht
mehr physikalisch, sondern virtuell erstellt. Im Gegensatz
zum ARPANET entwickelte er auch Protokolle, die den Host-
Rechnern die Aufgabe zuteilten, sich um den Erhalt der über-
tragenen Datenpakete bzw. um deren erneutes Versenden bei
Fehlermeldungen zu kümmern.
Dieses Netzwerk betitelte er nach dem griechischen Ar-
chipel Cyclades .
Das auf den, von der Computerirma CII hergestellten,
Mitra-15 Computern basierende Subnetz, bezeichnete man
zu Anfang als Mitranet . Doch aufgrund seiner Etymologie
zur englischen Sprache, wurde es in Cigale umbenannt. Im
Jahre 1973 verband Cyclades 16 Hostrechner, die aus 6 ver-
schiedenen Computertypen mit 8 unterschiedlichen Betriebs-
systemen bestanden ( Abb. 4.23 ) .
 
 
 
 
Search WWH ::




Custom Search