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4.1.2
Theodor H. Nelson
dieses Angebot an und wechselte daraufhin zur ARPA zum
Behavioral Sciences Ofice und in das Command and Con-
trol Research Ofice. Dieses wurde seinerzeit in IPTO (In-
formation Processing Techniques Ofice) umbenannt. Nun
war Licklider in der Lage, seine Ideen, die er zuvor in vie-
len Artikeln niedergeschrieben hatte, umzusetzen und seine
Vorstellungen weiter zu propagieren. So förderte er u. a. die
Forschung zu Time-Sharing-Konzepten am MIT, SDC, Ber-
keley und UCLA und genehmigte inanzielle Mittel, um neue
Fakultäten für Computerwissenschaften zu gründen.
Theodor Holm Nelson ( Abb. 4.3 ) , auch bekannt als Ted Nel-
son, wurde 1937 geboren und zählt zu den Begründern des
Hypertext-Konzepts. Schon in frühen Jahren arbeitete Nelson
für die New York Times und veröffentlichte bereits als Colle-
gestudent eine eigene Zeitung, ein eigenes Magazin und sein
erstes Buch mit dem Titel We Need a Sociology Department .
Seinen Abschluss am Swarthmore College schloss Nelson
mit einem Bachelor of Arts in Philosophie ab. Danach stu-
dierte er Soziologie an der University of Chicago und an der
Harvard University.
Im Jahre 1960 gründete Nelson ein Hypertext-Projekt mit
der Bezeichnung Xanadu . Dabei handelte es sich um ein ver-
bundenes Informations- und Wissenschaftsnetz für Authoring
und Browsing, zu dem man ähnlich wie zu einem Provider
Zugang erhalten sollte. Ziel war die Schaffung des Docu-
verse , einer elektronischen universellen Hypertext-Biblio-
thek. Die zahllosen Dokumente, in denen Bilder, Musik oder
Text eingebunden sein konnten, wären dabei zwar verteilt bi-
när gespeichert worden, jedoch alle miteinander so verbunden
gewesen, dass ein Metadokument entstanden wäre.
Abb. 4.2 SAGE-Kontrollraum
Abb. 4.3 Theodor H. Nelson
Daneben proilierte er sich als einer der Pioniere der
Mensch-Computer-Symbiose und der Künstlichen Intelli-
genz. Im Wesentlichen ging es ihm um zwei Hauptziele: Zum
einen sollte der Computer bei der Formulierung technischer
Probleme effektiver genutzt werden, um dadurch das formu-
lative Denken des Menschen fördern, zum anderen ging es
darum, den Computer bei in Echtzeit ablaufenden Denkpro-
zessen einzusetzen, wobei der Computer bei Entscheidungen
und der Kontrolle komplexer Situationen mit dem Menschen
zusammenarbeiten sollte, ohne von vorher geschriebenen
Programmen abhängig zu sein.
Im August des Jahres 1962 beschrieben J.C.R. Licklider
und Welden Clark in einer Reihe von Memos ein globales
Computernetzwerk. Der Grundgedanke lag in der „Online-
Kommunikation auf dezentraler Einzelcomputer-Basis“ ohne
einen festen Zentralpunkt. Das Konzept für das Galactic Net-
work entstand, welches schon nahezu alle Merkmale enthielt,
die das heutige Internet kennzeichnen.
Mit diesen Beiträgen legte Licklider einen Grundstein für
die Entwicklung eines globalen Netzwerkes. Er stellte sich
ein öffentliches Netzwerk vor, mit dem jeder auf dem Globus
verbunden sein könnte und egal von welchem Standort aus,
auf Programme, Daten und Informationen zugreifen könnte.
Konkret forderte er die Entwicklung eines eigens für die For-
schung entwickelten Netzwerks, durch das Forscher ihre Er-
gebnisse austauschen und miteinander kommunizieren könn-
ten. Mit seinen Theorien und Visionen bereitete Licklider den
Übergang des Computers von einer reinen Rechenmaschine
zum Computer als Medium und Kommunikationsgerät vor.
Diese verteilte Speicherung von Dokumenten bezeichnete
er als dezentrales Speichersystem. Jedes Dokument innerhalb
dieses Hypertext-Raumes sollte eine eindeutige Adresse er-
halten, wobei selbst einzelne Zeichen eines Dokuments direkt
adressierbar wären. Das Konzept dieses Projekts sah einen
Transklusions-Mechanismus vor, mit dem Teile aus anderen
Objekten nahtlos durch einen Verweis in ein gegebenes Do-
kument eingebunden werden konnten. Dieser Mechanismus
ähnelte funktional den SSI (Server Side Includes) bei Webser-
vern. Die Verweise sollten bidirektional sein. Benötigt wurde
nur die global eindeutige Nummer des Dokumentes. Beim Be-
trachten eines Dokumentes sollte man gleichzeitig erkennen,
welche anderen Seiten und Dokumente auf dieses verwiesen.
Mit seinen Ideen und Konzepten war Nelson seiner da-
maligen Zeit weit voraus. Sein Konzept war nicht nur ein
Beschreibungs- und Verwaltungssystem für dokumentenre-
levante Dateien und für Hypertext-Verknüpfungen zwischen
 
 
 
 
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