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Künstliche Intelligenz und Neuroinformatik
3.1
Künstliche Intelligenz
entstanden die ersten mechanischen Apparate, die einfache
logische Probleme automatisch lösen konnten. Allen Newell
und Herbert Simon entwickelten in den 1960er-Jahren den
General Problem Solver , ein Programm, das mit einfachen
Methoden beliebige Probleme lösen können sollte, ein Pro-
jekt, das nach fast zehnjähriger Entwicklungsdauer schließ-
lich eingestellt wurde.
Die generelle Frage, die bis heute die Wissenschaft in zwei
Lager teilt, ist: Ist der Mensch, und damit auch unser Gehirn,
eine zwar wundervolle, aber letztendlich doch mechanische
Maschine? Die Anfänge einer Vorstellung, dass Denken nichts
anderes als ein besonders kompliziertes Spiel mit Symbolen
sei, inden sich bereits bei Thomas Hobbes (1588-1679). Er
deinierte im Jahre 1650 Denken als „rationale Symbolmani-
pulation“. Nach Hobbes ist Denken „geistiger Diskurs“, der
wie lautes Diskutieren oder Rechnen geschieht, nur innerlich.
Ähnlich wie ein Buchhalter sich an Regeln der Mathematik
hält, folgt rationales Denken darüber hinaus methodischen
Regeln. Denken funktioniert demzufolge wie ein geistiger
Abakus (Rechenbrett mit Kugeln), bei dem kleine Teile streng
nach Regeln des Verstandes hin und her geschoben werden.
Auch die Konstruktion von Automaten, die im Spiel einen
menschlichen Gegner schlagen können, hat viele fasziniert.
Über den Schachtürken von Wolfgang von Kempelen aus dem
Jahre 1770, in dem ein menschlicher Schachspieler verborgen
war, wurde bereits berichtet. Der erste erfolgreiche Ansatz für
ein Schachprogramm gelang Torres y Quevedo. Er konstru-
ierte um 1900 eine Maschine, die das Schachendspiel König
gegen König und Turm automatisch lösen konnte. Konrad
Zuse benutzte im Jahre 1945 die Regeln des Schachspiels,
um seinen Plankalkül an Beispielen zu demonstrieren. Auch
Turing und Shannon beschäftigten sich mit der Entwicklung
von automatisierbaren Schachalgorithmen. Herbert A. Simon
gelang 1958 die Entwicklung von Verfahren zur Reduzierung
des Suchraumes. Er prognostizierte, dass spätestens im Jahre
1968 ein Computerprogramm Schachweltmeister werden
würde. Die Prognose von Konrad Zuse, die er im Jahre 1938
aufstellte, dass dies spätestens im Jahre 1988 eintreten würde,
Die Faszination von künstlichen Wesen ist wahrscheinlich so
alt wie die Menschheit selbst und bereits im alten Ägypten
nachweisbar, wo es Statuen mit ungewöhnlich klug erdachten
Mechanismen gegeben haben soll, die sprechen, gestikulie-
ren und prophezeien konnten. Man glaubte, diese Apparate
wären göttlich inspiriert und hätten eine Art Seele. Sie konn-
ten um Rat gefragt werden und antworteten mit Kopfnicken
oder Armbewegungen. Allerdings waren diese Götterstatuen
hohl, sodass ein Priester hineinschlüpfen und die Gliedmaßen
bewegen oder sprechen konnte. Dies wurde nicht unbedingt
als Betrug gesehen, man sah im Priester vielmehr einen Ver-
mittler göttlicher Weisheiten.
Ab dem späten Mittelalter gab es immer wieder Personen,
die behaupteten, in Analogie zur Erschaffung von künstli-
chem Gold, künstliche Menschen erschaffen zu können. So
behauptete der bekannte Alchemist und Arzt Paracelsus
(1493-1541), einen Homunkulus, einen künstlichen Men-
schen aus Fleisch und Blut, geschaffen zu haben. Er hinter-
ließ ein Rezept zur Herstellung solch künstlicher Männer und
gab genaue Anweisungen, wie man sie erziehen sollte. Das
Herstellungsrezept begann u. a. wie folgt: Wenn das Sperma
in einem hermetischen Glas abgeschlossen ist, gräbt man es
für vierzig Tage in Pferdedünger ein …
Diese Bestrebungen, künstliche Wesen mit menschenähn-
lichen Fähigkeiten zu konstruieren, fanden ihren ersten Hö-
hepunkt in den Automaten und mechanischen Puppen des 18.
und 19. Jahrhunderts. Ihre Fortsetzung, allerdings mit anderer
Zielrichtung, indet sich nach dem Einzug der Elektrotech-
nik und der Elektronik in der modernen Robotertechnologie,
ohne die unsere heutigen Massenfabrikationen nicht denkbar
wären.
Daneben standen die Bestrebungen, das Wesen und die
Fähigkeiten des menschlichen Geistes zu verstehen. In den
philosophischen Schulen der Antike beschäftigte man sich
mit den fundamentalen Grundsätzen menschlichen Denkens,
und es entstanden die Grundlagen der formalen Logik. Später
 
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